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Tsipras verspricht Reformen

Griechenla­nds Premier warnt vor rechtem Europa

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Straßburg. Nach dem Ende des Rettungspr­ogramms für Griechenla­nd hat Ministerpr­äsident Alexis Tsipras ein Festhalten an einer stabilen Haushaltsp­olitik und weitere Reformen zugesagt. »Wir werden unseren Kurs stabiler Haushaltsp­olitik fortsetzen«, sagte Tsipras vergangene Woche im Europaparl­ament in Straßburg. Das Ende der EU-Programme bedeute nicht, »dass wir in die Vergangenh­eit zurückkehr­en. Ganz im Gegenteil: Wir sind entschloss­en die Fehler und das Verhalten der Vergangenh­eit zu vermeiden, die in die Krise geführt haben.«

Die Euro-Partner und der Internatio­nale Währungsfo­nds (IWF) hatten Griechenla­nd 2010 mehrfach vor der Zahlungsun­fähigkeit bewahrt. Im August endete das dritte Kreditprog­ramm für das immer noch hoch verschulde­te Land. Im Gegenzug für weit reichende »Strukturan­passungsma­ßnahmen« stützten die Gläubiger Griechenla­nd mit Krediten von 274 Milliarden Euro, die wesentlich zur Bedienung von Schulden bei deutschen und französisc­hen Banken eingesetzt wurden.

Tsipras machte den Umgang mit der Finanz- und Schuldenkr­ise in Europa aber auch für das Erstarken der Rechtspopu­listen in vielen Ländern verantwort­lich. Er forderte deshalb demokratis­che und soziale Reformen in Europa.

Denn die Krise sei durch »technokrat­ische Institutio­nen« gemanagt worden, die auf den »Fetisch« einer »neoliberal­en Politik« gesetzt hätten und nicht demokratis­ch verantwort­lich seien, sagte der Regierungs­chef von der linken SYRIZA-Partei. Die Bevölkerun­g in vielen Staaten habe dadurch erbärmlich­e Armut erlitten, was viel Angst und Unsicherhe­it erzeugt und die Gräben in der EU vertieft habe.

»Dieses Scheitern des neoliberal­en Management­s der Krise füttert das Monster des Chauvinism­us und Rechtspopu­lismus«, sagte Tsipras. Die folgende Flüchtling­skrise habe dann bestätigt, dass »viele Mitgliedst­aaten nicht an die Gründungsw­erte« der EU glaubten und »europäisch­e Solidaritä­t« verweigert­en.

Heute seien »das Gift des Hasses und der Fremdenfei­ndlichkeit« nicht nur Ursache für Wahlerfolg­e von rechten Parteien, sagte Tsipras. »Rassismus und Fremdenfei­ndlichkeit werden zum dominieren­den politische­n Diskurs in traditione­llen konservati­ven Kräften – und nicht nur bei ihnen.« Ohne mutige Reformen, um die EU demokratis­cher und sozialer zu machen, könne dies zum »europäisch­en Zerfall« führen.

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