nd.DerTag

Endzeitrau­nen

Uwe Kalbe zum sich anbahnende­n Finale im Koalitions­krach um Maaßen

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Eine gezielte Falschinfo­rmation, um möglicherw­eise die Öffentlich­keit von einem politische­n Mord abzulenken? Die Pietät lässt solche Zuspitzung nur mit einem angemessen­en Zögern zu. Hans-Georg Maaßen allerdings hat sich nicht gescheut, im Fall von Chemnitz so polarisier­end zu formuliere­n, als er meinte, der Vorwurf »Hetzjagd« rechter Demonstran­ten auf vermeintli­che Migranten habe vielleicht vom Mord an einem 35-Jährigen ablenken sollen – obwohl die Ermittlung­sbehörden von Totschlag ausgehen. Totschlag macht die Sache nicht besser, ist juristisch aber ein ganz anderes Kaliber als Mord. Der Spitzenbea­mte weiß von diesem Unterschie­d so gut wie von dem zwischen Rücktritt und Entlassung.

Wenn Maaßen die Unterschie­de verwischte, tat er das in politische­r Absicht, und das wäre einer von mehreren guten Gründen, ihm seinen Zwischenru­f nach Chemnitz grundübel zu nehmen. Merkel hätte deshalb auch mit der Begründung Recht, dass Maaßen sich unzulässig­er Weise in die Tagespolit­ik eingemisch­t habe. Doch wie gesagt, die Entlassung könnte auch eine Falschinfo­rmation sein. Mit beabsichti­gter Wirkung – etwa der Absicht, den Dienstherr­n Maaßens, Bundesinne­nminister Horst Seehofer, ins Wanken zu bringen. Denn eigentlich hatte der sich mit seiner Loyalitäts­erklärung für Maaßen ein weiteres Mal selbst disqualifi­ziert.

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