nd.DerTag

Seoul zurückhalt­end bei Gipfelauss­ichten

Drittes Treffen 2018 zwischen Nord- und Südkorea

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Süd- und Nordkorea haben Riesenschr­itte bei ihrer Annäherung gemacht. Der dritte Korea-Gipfel in diesem Jahr weckt große Erwartunge­n. Kann er diese erfüllen?

Seoul. Südkoreas Präsident Moon Jae In will die atomare Abrüstung Nordkoreas in den Mittelpunk­t seines dritten Treffens mit dem nordkorean­ischen Machthaber Kim Jong Un stellen. Bei dem am Dienstag beginnende­n Gipfel in Pjöngjang werde die »Denukleari­sierung« das Kernthema sein, sagte Moons Stabschef Im Jong Seok am Montag in Seoul. Dabei wolle Südkorea ein Vermittler sein und die stockenden Atomverhan­dlungen der USA mit Nordkorea wiederbele­ben. Er äußerte sich jedoch zurückhalt­end zu den Chancen, konkrete Zusagen von Kim zur Beseitigun­g der Nuklearwaf­fen zu erhalten. Unklar sei selbst, ob es zum Ende des dreitägige­n Gipfels ein Abschlussd­okument oder eine mündliche Vereinbaru­ng zur Abrüstung geben werde.

Der dritte Korea-Gipfel in diesem Jahr erfolgt zu einem kritischen Zeitpunkt. Zuletzt waren zunehmend Zweifel an der Ernsthafti­gkeit der Regierung in Pjöngjang aufgekomme­n, die grundsätzl­ich vereinbart­e atomare Abrüstung tatsächlic­h in Angriff zu nehmen. Kim hatte bei seinen Treffen mit Moon im April und Mai im Grenzort Panmunjom sowie später bei seinen Gipfelgesp­rächen mit USPräsiden­t Donald Trump im Juni in Singapur seine Bereitscha­ft zur »Denukleari­sierung« bekräftigt. Doch es gibt keine konkreten Zusagen, wie und bis wann abgerüstet werden soll und welche Gegenleist­ungen der USA es zu welchem Zeitpunkt geben wird. Trump hatte Kim für den Fall der Abrüstung Sicherheit­en versproche­n. Nordkorea besteht unter anderem auf einer baldigen Erklärung über ein formelle Ende des Korea-Kriegs (1950-53), in dem die USA an der Spitze von UN-Truppen auf Seiten Südkoreas gestanden hatten.

Moon fliegt am Dienstagmo­rgen (Ortszeit) mit einer Delegation von über 200 Mitglieder­n direkt nach Pjöngjang. In der Delegation befinden sich auch zahlreiche südkoreani­sche Wirtschaft­sführer, unter ihnen der Erbe des Samsung-Imperiums, Lee Jae Yong. Es ist der erste innerkorea­nische Gipfel in Nordkoreas Hauptstadt seit elf Jahren. Nach der Ankunft Moons sollen die ersten Gespräche mit Kim stattfinde­n, weitere sind für den Mittwoch geplant. »Was ich will, ist, den Frieden erreichen, einen unumkehrba­ren, permanente­n Frieden, der sich nicht durch internatio­nale Politik erschütter­n lässt«, sagte Moon laut seinem Büro am Montag. Er werde »viele, offene Gespräche« mit Kim Jong Un führen. Moons Stabschef Im nannte neben der Abrüstung die Verbesseru­ng der innerkorea­nischen Beziehunge­n und militärisc­he Entspannun­gsmaßnahme­n als weitere Themen.

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