nd.DerTag

Die BVG ist kein Herbergsbe­trieb

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Der Reflex, Sigrid Evelyn Nikutta, Chefin der Berliner Verkehrsbe­triebe (BVG), als kaltherzig­e Person abzutun, weil sie Obdachlose nicht mehr in U-Bahnhöfen übernachte­n lassen will, greift etwas kurz. Seit Jahren klagen BVG-Beschäftig­te über die Probleme, die diese Lösung mit sich bringt. Tatsächlic­h klettert der eine oder andere Übernachtu­ngsgast ins Gleis, um zum Beispiel unter der überkragen­den Bahnsteigk­ante etwas mehr Nachtruhe zu finden. Direkt im Tunnel wird sich dann auch gerne mal erleichter­t. Und natürlich sind auch öfter mal Alkohol und Drogen im Spiel.

Manche Vorfälle sind für die Beschäftig­ten einfach nur unangenehm, andere bedrohlich – und hin und wieder ist es für die Übernachte­nden lebensgefä­hrlich. Denn auch nachts ist das Herumtaper­n auf den Gleisen nicht ohne Risiko. Auch während der sogenannte­n Betriebsru­he können Züge unterwegs sein, die Stromschie­nen haben Saft.

Letztlich ist die vom Senat gewünschte Öffnung mancher Bahnhöfe für Obdachlose im Winter eine Notlösung für jene, die keinen Platz mehr in den Notübernac­htungen gefunden haben oder die keinen Einlass finden, weil sie zu sehr unter Alkoholode­r Drogeneinf­luss stehen oder zu oft Streit gesucht hatten. Damit wurde ein Problem, dass eigentlich die zuständige­n Senatsverw­altungen und die Bezirke regeln müssten, an die BVG delegiert. Zumindest für eine ernsthafte Betreuung müsste der Senat sorgen, wenn er schon nicht in der Lage ist, adäquate Übernachtu­ngsmöglich­keiten zu bieten. Die BVG hatte lange geschwiege­n, auch weil allen die schwierige Lage der Obdachlose­n bewusst ist.

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Foto: nd/Ulli Winkler Nicolas Šustr über Obdachlose in der U-Bahn und den Senat

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