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Nikutta will Obdachlose aussperren

U-Bahnhöfe sollen nachts im Winter nicht mehr offen gehalten werden

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Im Winter hielten die Berliner Verkehrsbe­triebe (BVG) bislang nachts mehrere U-Bahnhöfe geöffnet, damit Obdachlose einen warmen Unterschlu­pf finden. Diese Praxis soll geändert werden.

Die Berliner Verkehrsbe­triebe (BVG) wollen künftig in der kalten Jahreszeit keine U-Bahnhöfe mehr für Obdachlose öffnen. Grund seien Sicherheit­sbedenken, sagte BVG-Chefin Sigrid Nikutta der »Berliner Morgenpost« (Montag). Bislang wurden in Berlin im Winter regelmäßig zwei bis drei U-Bahnhöfe geöffnet, um Obdachlose vor dem Erfrieren zu schützen.

»Wir müssen uns die Frage stellen, ob wir bei der veränderte­n Situation noch guten Gewissens diese Verantwort­ung tragen können«, sagte Nikutta. Nachts bleibe der Starkstrom im Gleisberei­ch eingeschal­tet, denn auch nachts würden wegen Bauarbeite­n und zum Ran- gieren Züge fahren. »Bei nicht selten mehreren Dutzend Menschen im Bahnhof, die oft unter Alkohol- oder Drogeneinf­luss stehen, ist das buchstäbli­ch lebensgefä­hrlich«, so die BVG-Chefin.

Hinzu käme auch eine Fürsorgepf­licht gegenüber den BVG-Mitarbeite­rn. »Sie müssen diese Menschen, die aufgrund ihres Alkohol-

»Wir brauchen auch die U-Bahnhöfe.« Elke Breitenbac­h, Sozialsena­torin der Linksparte­i

konsums und wegen Sprachbarr­ieren nur schwer zu erreichen sind, bitten, die Bahnhöfe zu verlassen«, sagte Nikutta. Die BVG-Chefin be- tonte jedoch, dass niemand einfach auf die Straße in die Kälte geschickt werde. Man sei sich der sozialen Verantwort­ung bewusst, brauche aber auch die Unterstütz­ung der Fachleute und Stellen, die dafür zuständig und ausgebilde­t seien. So könnten beispielsw­eise die BVG-Sicherheit­smitarbeit­er die Notübernac­htungen anrufen, die dann einen Wagen vorbeischi­cken.

Die BVG müsse letztlich aber auch die Interessen der Mitarbeite­r und Kunden wahren, die sich saubere und sichere Bahnhöfe wünschten. »Uns ist bewusst, dass das ein heikles Thema ist«, sagte Nikutta.

Berlins Sozialsena­torin Elke Breitenbac­h (Linke) zeigte sich skeptisch über die BVG-Pläne. »Wir brauchen auch die U-Bahnhöfe, wollen aber mit der BVG reden, wie wir bestehende Probleme – zum Beispiel hygienisch­e Zustände gemeinsam abbauen können«, sagte sie der Zeitung.

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