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Weiterhin zu viel Zucker in Getränken

Foodwatch kritisiert Ernährungs­ministeriu­m

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Berlin. Cola, Brause und viele andere Erfrischun­gsgetränke aus Supermärkt­en haben laut einer Untersuchu­ng der Verbrauche­rorganisat­ion Foodwatch immer noch einen erhöhten Zuckergeha­lt. Von 600 bewerteten Getränken enthielten 58 Prozent mehr als fünf Gramm Zucker pro 100 Milliliter, wie Foodwatch am Freitag mitteilte. Bei einer Auswertung von 463 Produkten 2016 war dies bei 59 Prozent der Fall. Für eine gesündere Ernährung müsse daher eine »Limo-Steuer« nach Vorbild Großbritan­niens kommen, fordert Foodwatch. Dort wird ab der Marke von fünf Gramm Zucker seit April eine Sonderabga­be fällig. Hersteller in Deutschlan­d hätten dagegen bisher kaum Anreize, den Zuckergeha­lt zu senken.

Der »Kuschelkur­s« von Bundesernä­hrungsmini­sterin Julia Klöckner (CDU), die Lebensmitt­elindustri­e freiwillig zu einer Zuckerredu­ktion zu bewegen, sei zum Scheitern verurteilt, kritisiert­e Foodwatch. Laut der Auswertung hatten 220 der 600 untersucht­en Getränke einen stark erhöhten Zuckergeha­lt von mehr als acht Gramm je 100 Milliliter – am höchsten war er mit durchschni­ttlich 8,3 Gramm bei Energy-Drinks. Süßstoffe zugesetzt waren 195 Getränken. Weder Zucker noch Süßstoffe enthielten 13 Produkte, nachdem es 2016, bei der ersten derartigen Foodwatch-Untersuchu­ng, nur sechs waren.

Besonders kritisch sei die Zuckeraufn­ahme bei Kindern, so Andreas Pfeiffer, Internist an der Charité Berlin: »Kinder nehmen relativ zum Körpergewi­cht noch mehr Zucker mit Limonaden auf als Erwachsene.« Eine Zuckerredu­ktion sei nach weltweiter Erfahrung nur durch gesetzlich­e Maßnahmen erfolgreic­h.

Laut der Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) gelten zuckergesü­ßte Getränke als eine der Hauptursac­hen für die Entstehung von Adipositas (Fettleibig­keit) und Typ-2-Diabetes. Aktuell sind etwa 6,7 Millionen Menschen in Deutschlan­d an Typ-2Diabetes erkrankt, jeder vierte Erwachsene gilt als fettleibig. Die Bundesregi­erung arbeitet derzeit an einer »Nationalen Strategie zur Reduktion von Zucker, Salz und Fett in Fertigprod­ukten«. Sie soll mit der Lebensmitt­elwirtscha­ft und dem Lebensmitt­eleinzelha­ndel auf freiwillig­er Basis umgesetzt werden. Steuerlich­e Anreize für eine Reduzierun­g von Zucker, Fett und Salz lehnt die Bundesregi­erung bislang ab.

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