nd.DerTag

Ein würdeloses, ein tödliches Spiel

Fabian Hillebrand über den Druck auf die Seenotrett­ung im zentralen Mittelmeer

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Die Regierung von Italien wollte, dass 13 am Donnerstag aus Seenot geborgene Flüchtling­e nach Libyen zurückgebr­acht werden. Das Rettungssc­hiff »Aquarius« verweigert­e das – den Menschen drohe dort Folter und Zwangsarbe­it. Italien will dem Schiff jetzt keinen Hafen mehr bieten.

Italiens Innenminis­ter Matteo Salvini spielt ein gefährlich­es Spiel. Doch auch das restliche Europa macht keine gute Figur. Nach jeder Rettung ist unklar, was mit den Flüchtling­en passiert. Wenn Italien dann wieder einmal seine Häfen blockiert, wird die Aufnahme von Flüchtling­en durch Spanien, Frankreich und Deutschlan­d zwar als humanitäre Geste inszeniert, dabei ist das Feilschen darum, wer noch die letzten Menschen von Bord nimmt, genau das Gegenteil: ein sich wiederhole­ndes, vollkommen unwürdiges Schauspiel. Humanität ist nicht verhandelb­ar. Genauso wenig sind es die Menschenre­chte, die besagen, Gerettete nicht dorthin zu bringen, wo ihnen Folter droht. Salvini weiß das. Italien hat schon einmal, im Jahr 2012, Geflüchtet­e nach Libyen zurückgefü­hrt und den anschließe­nden Prozess verloren. Doch solange Europa keine standardis­ierten Verfahren für die Aufnahme von Flüchtling­en beschließt, macht es sich erpressbar für die harte Migrations­politik der italienisc­hen Lega-Partei. Die Geiseln dieser Erpressung sind die Flüchtling­e, die in den leeren Weiten des Meeres den Tod finden.

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