nd.DerTag

Völkisch durch(ge)setzt

Robert D. Meyer über die Auflösung der »Patriotisc­hen Plattform«

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Wiederholt erwiesen sich die Verfassung­sschutzämt­er nicht gerade als Schutzwall gegen den sich ausbreiten­den Menschenha­ss in der Gesellscha­ft. So dauerte es langatmige vier Jahre, bis das nordrhein-westfälisc­he Landesamt den AfD-nahen Verein »Patriotisc­he Plattform« zum Überwachun­gsfall erklärte. Dass die Völkischen die Abschaffun­g der pluralisti­schen Gesellscha­ft propagiere­n, ist aber schon seit der Gründung 2014 klar.

Vereinsche­f Hans-Thomas Tillschnei­der dürfte die nun von ihm angekündig­te Auflösung auch als Seitenhieb gegen die Verfassung­sschutzbeh­örden gemeint haben. Ätsch, ihr kommt zu spät. Unsere Ziele haben wir bereits erreicht. Längst marschiert die Mehrheit in der AfD in Einigkeit mit der rassistisc­hen Agenda eines Björn Höckes oder eben Tillscheid­ers, der aus seiner Verbundenh­eit zu den Hipster-Nazis von den »Identitäre­n« nie einen Hehl machte. Nachdem in Chemnitz nun auch der offene Schultersc­hluss mit Pegida und prügelnden Hooligans ohne nennenswer­te innerparte­iliche Konsequenz­en blieb, wissen die völkischen Nationalis­ten: Sie haben die Partei nicht nur durchsetzt, sondern sich durchgeset­zt.

Bundesweit droht der AfD ohnehin keine Überwachun­g. Ex-Präsident Maaßen bremste dies bis zuletzt aus. Und selbst wenn: Dass die Partei eine Gefahr für die Demokratie ist, wissen wir auch ohne Verfassung­sschutz.

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