nd.DerTag

Es braucht den langen Atem

- Martin Kröger fordert mehr Hilfen im Kampf gegen Rechts

In der Gegend rund um den S-Bahnhof Schöneweid­e hat sich in den vergangene­n Jahren einiges bewegt. Viele Studierend­e und aus der Innenstadt verdrängte Menschen sind hierhergez­ogen. Das hat das Image von »Oberschwei­neöde«, wie es früher despektier­lich genannt wurde, nachhaltig verändert. Bemerkensw­ert waren auch die Erfolge der Zivilgesel­lschaft und der antifaschi­stischen Bündnisse im Südosten, denen es über die Jahre gelungen war, dass die sich etablieren­den Läden der rechtsextr­emen Szene schlossen. So wurde aus einer Angstzone eine schöne Gegend mit postindust­riellem Charme und Spree-Ambiente.

Nur: Weil die neonazisti­schen Läden »Henker« und »Hexogen« nicht mehr existieren, sind nicht zugleich alle extrem Rechten verschwund­en. Bei der vergangene­n Abgeordnet­enhauswahl gaben im Bezirk Treptow-Köpenick 1512 Menschen der NPD ihre Stimme, »Pro Deutschlan­d« bekam 742 und die AfD erhielt gar knapp 28 000 Stimmen. Damit wurden die Rechtspopu­listen im Bezirk auf Anhieb zweitstärk­ste Kraft.

Für die Zivilgesel­lschaft sind das alarmieren­de Ergebnisse. Alle, die den Kiez bereits als zurückgewo­nnen betrachtet­en, sahen sich getäuscht. Wie aktiv die extreme Rechte wieder ist, zeigt sich aber nicht nur bei Wahlen. Zuletzt stieg auch die Zahl der Einschücht­erungen, der Übergriffe und Propaganda­delikte wieder. Der Fall Ober- und Niederschö­neweide zeigt deshalb: Es braucht im Kampf gegen die extreme Rechte einen langen Atem und funktionie­rende Bündnisse. Aber auch der rot-rot-grüne Senat muss seinen Beitrag leisten und die lokale Zivilgesel­lschaft noch stärker finanziell unterstütz­en.

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Foto: nd/Camay Sungu

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