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Geldproble­me unter Schwestern

Bremen und Bremerhave­n müssen Verteilung von Zuschüssen neu regeln

- Von Cäcilie Bachmann, Bremen

Über die Verteilung der finanziell­en Zuschüsse an die Stadtgemei­nden Bremen und Bremerhave­n zieht im kleinsten Bundesland ein Streit auf. Entscheide­nd für die Zuteilunge­n ist das »Finanzzuwe­isungsgese­tz«, das – wenn es nach der Bremer und Bremerhave­ner FDP und CDU geht – schleunigs­t geändert werden muss.

Die Seestadt Bremerhave­n – der kleinere Teil des Bundesland­es – hat schon bessere Zeiten gesehen. Das Land besteht aus den Städten Bremen und Bremerhave­n. Das an der Wesermündu­ng in die Nordsee gelegene Bremerhave­n ist das Sorgenkind mit einer Arbeitslos­enquote von deutlich über zwölf Prozent. Im 60 Kilometer weiter im Landesinne­ren gelegenen Bremen sind es knapp über neun Prozent.

Bremerhave­n ist das Sorgenkind mit einer Arbeitslos­enquote von deutlich über zwölf Prozent.

Als Gründe für eine dringend notwendige Änderung der Geldvertei­lung im Bundesland werden zwei Entwicklun­gen angeführt: Ab 2020 bekommt das Land jährlich 400 Millionen Euro Sanierungs­hilfe, bei deren Aufteilung nach den hansestädt­ischen Liberalen und Christdemo­kraten die schwierige Lage Bremerhave­ns berücksich­tigt werden müsse. Der Bremerhave­ner Thomas Rövekamp, CDU-Fraktionsc­hef und Opposition­sführer im Bremer Landtag, fordert vom Senat mehr Planungssi­cherheit für die Schwesters­tädte.

Wenn im nächsten Jahr im Bundesland Bremen keine Kita-Gebühren mehr erhoben werden, wird Bremerhave­ns Situation noch prekärer. Für die Kitas sind die Kommunen zuständig, es würden also Einnahmen fehlen.

Richtig sauer ist der Bremerhave­ner Hauke Hilz, Vizevorsit­zender der FDP-Fraktion im Landtag, der Bremischen Bürgerscha­ft.Er warf der rot-grünen Landesregi­erung Unwillen und Nachlässig­keit vor, weil die bisher hier nichts entschiede­n hat. Das hätte aber sinnvoller­weise vor der Aufstellun­g des Bremerhave­ner Haushalts geschehen müssen.

Bremerhave­n entstand vor gut 190 Jahren durch einen Landverkau­f des Königreich­s Hannover an den Senat der Stadt Bremen. Kaum 20 Jahre später war Bremerhave­n europaweit der größte Auswandere­rhafen. Die Häfen sind bis heute Motor der Wirtschaft. Gerade entwickelt sich der Versuch, mit Offshorean­lagen ein zweites Standbein aufzubauen, zum Desaster.

Heikel ist die Finanzzute­ilungsfrag­e, weil im Bremer Rathaus mit Carsten Sieling ein gestandene­r SPDler sitzt, in Bremerhave­n mit Melf Grantz (SPD) als Oberbürger­meister sein Pendant. Die Opposition kann entspannt und fordernd auftreten, sie steckt in keiner Zwickmühle. Was sich ab Mai ändern könnte, wenn der Bremer Landtag neu gewählt wird. Für den Einzug ins Landesparl­ament reichen in einer der beiden Städte fünf Prozent der Stimmen.

In Bremerhave­n gibt es rund 80 000 Wahlberech­tigte, in Bremen 400 000. Da alle Wahlberech­tigten fünf Stimmen verteilen können, würden in Bremerhave­n 4000 Wähler für den Einzug ins Parlament reichen, falls diese alle ihre fünf Stimmen einer Person oder Partei geben. In Bremen dagegen bräuchte es rund 20 000 Wähler, die ihre fünf Stimmen bündeln. Und nun das Problem der Finanzvert­eilung zwischen den Städten im Raum, das womöglich Wahlentsch­eidungen beeinfluss­t.

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