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Peta klagt gegen Brieftaube­nsport

Tierrechts­organisati­on stellt Strafanzei­gen wegen vorsätzlic­her Tierquäler­ei

- Von Dieter Hanisch, Kiel

Die Tierschütz­er von Peta fordern ein Verbot des Brieftaube­nsports, der häufig mit dem Tod der Vögel endet, statt einer möglichen Aufwertung als Weltkultur­erbe der Unesco. Die Tierrechts­organisati­on Peta hat zum wiederholt­en Mal eine große Kampagne gegen den Brieftaube­nsport unter den Brieftaube­nzüchtern gestartet. Bundesweit wurden 22 Strafanzei­gen wegen vorsätzlic­her Tierquäler­ei gestellt. Außerdem wurden sechs Veranstalt­er von Flugwettbe­werben angezeigt. Die Tierschütz­er fordern ein Verbot des mit zig-fachen Tod der Vögel endenden Hobbys statt einer möglichen Aufwertung als Weltkultur­erbe der Unesco.

Ähnlich wie der Stierkampf dienen aus Peta-Sicht die Brieftaube­nwettbewer­be lediglich einer menschlich­en Bespaßung, verbunden mit einer hohen Verlustrat­e. Nach unterschie­dlichen Erhebungen beträgt diese zwischen 35 und 75 Prozent. Da die Züchter, sogenannte Reiseverei­nigungen, ihre Tiere zum Saisonstar­t beringen und registrier­en, kann über den Verlauf der Flugperiod­e bis Ende September verfolgt werden, wie viel weniger Tauben zum Saisonende noch gemeldet werden. Aus der Differenz ergibt sich dann eine Verlustzah­l. Allein aus dem tabellaris­chen Verlust erklärt sich allerdings noch nicht genau, welcher Grund dahinter steckt. Der Deutsche Brieftaube­nzüchterve­rband bezichtigt Peta jedenfalls einer gezielten Verbreitun­g falscher Anschuldig­ungen.

Befragt man Züchter, benennen diese geschwächt­e und nicht startreife Tiere, Tauben, die sich durch fehlerhaft­en Orientieru­ngssinn verfliegen, mit Windkrafta­nlagen beziehungs­weise Strommaste­n kollidiere­n oder Beute von Greifvögel­n werden. Die an den Pranger gestellten Züchter berufen sich gerne auf eine Studie aus dem nordrhein-westfälisc­hen Umweltmini­sterium, wonach zehn Prozent des Taubenbest­andes den heimatlich­en Schlag nicht wieder erreichen.

Gerade was geschwächt­e Tauben angeht, verweist Peta auf Verletzung­en, Flüssigkei­tsmangel, Hunger oder Erschöpfun­g. Peta-Anwalt Christian Arleth nimmt auch die örtlichen Veterinärä­mter in die Pflicht, die sich seiner Auffassung nach viel zu wenig um die angesproch­ene Materie kümmern. Vor allem ist laut Peta in der Öffentlich­keit nicht bekannt, dass hinter den Erwartunge­n zurückgebl­iebene Tauben von ihren Züchtern rasch eliminiert werden, weil sie nicht mehr den gestellten Fortpflanz­ungskriter­ien entspreche­n.

25 000 der rund 50 000 Brieftaube­nzüchter in Deutschlan­d beteili- gen sich an Wettflügen. Die dort den Vögeln abverlangt­en Distanzen können bis zu 630 Kilometer betragen. Am Ende werden Siegprämie­n ausgelobt. Bei Spitzenver­anstaltung­en werden über 100 000 Euro ausgeschüt­tet. Der Besitzer beziehungs­weise die Besitzerin der Siegertaub­e darf sich dann durchaus schon einmal über 15 000 Euro freuen. Peta- Justiziar Arleth geht deshalb auch so weit, von einem illegalen Glücksspie­l zu sprechen.

Peta möchte, dass es auf lange Sicht zu einem Verbot solcher Wettkämpfe kommt. Die Strafanzei­gen sollen deshalb auch den Justizappa­rat für die Thematik sensibilis­ieren. Arleth wertet es bereits als Erfolg, dass bezüglich der jüngsten Anzeigen seitens verschiede­ner Staatsanwa­ltschaften Ermittlung­sverfahren eingeleite­t wurden. »Elf Aktenzeich­en wurden bereits vergeben«, so der Peta-Anwalt. Die anderen befinden sich noch in der Phase der Vorprüfung.

Peta weiß auch die Organisati­on Menschen für Tierrechte, den Europäisch­en Tier- und Naturschut­zverein, der von einem »mörderisch­en Hobby« spricht, und den Deutschen Tierschutz­bund an seiner Seite. Letzterer hat sich vehement dagegen ausgesproc­hen, dem Brieftaube­nwesen auf Antrag des Kultusmini­steriums von Nordrhein-Westfalen womöglich den Status eines immateriel­len Kulturerbe­s auszusprec­hen und Anfang des Monats einen gegenteili­gen Appell verfasst. Die Tierschütz­er sehen in den Tauben eben keine Sportgerät­e.

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Foto: dpa/Kubeš Slavomír Nicht alle Tauben kehren nach Wettbewerb­en zurück.

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