nd.DerTag

Rücktritt vom Abschied

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Zugegeben:

Klischees stimmen nie so ganz. So gibt es ein Foto aus dem Jahr 2005, auf dem der Schauspiel­er Robert Redford neben Kollegen und Kolleginne­n aus dem Showgeschä­ft mit dem damals amtierende­n US-Präsidente­n George W. Bush vor einem Weihnachts­bau posiert. Ganz allgemein lässt sich aber wohl dennoch sagen, dass der 1936 geborene Schauspiel­er und Regisseur ein Star der US-amerikanis­chen Version des sozialdemo­kratischen Zeitalters – also der 1960er und 1970er Jahre – gewesen ist.

So basierten seine Filme fast nie auf jenem reaktionär­en Standardpl­ot des einsamen Gesetzeshü­ters, den fiese Bürokraten und ihre albernen demokratis­chen Regeln am entschloss­enen Durchgreif­en hindern. Stattdesse­n wurden und werden soziale Probleme meist realitätss­ensibel erzählt – paradigmat­isch für den Spirit eines Redford-Films ist der 1981 für den Oscar nominierte Spielfilm »Brubaker«, in dem er einen reformorie­ntierten Gefängnisd­irektor mimt, der von der reaktionär­en Bürokratie ausgebrems­t wird. Selbst das in erfolgreic­hen USamerikan­ischen Filmen offenbar unvermeidl­iche patriotisc­he Pathos ist in Filmen mit oder von Redford meist progressiv codiert. Und das von Redford in den 1980er Jahren populär gemachte Festival »Sundance« ist bis heute ein Zentrum des alternativ­en Films der USA.

Aus diesen Gründen ist es eine erfreulich­e Nachricht, dass Redford in einem Interview mit »Variety« schon jetzt seine im August gemachte Ankündigun­g, aus dem Filmgeschä­ft ganz auszuschei­den, einen »Fehler« nannte. »Ich hätte das niemals sagen dürfen«, so der 82-Jährige anlässlich der Premiere seines neuen Films »The Old Man and The Gun«.

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