nd.DerTag

Auch in der Antarktis gibt es eine Feuerwehr

US-Amerikaner­in arbeitete zwei Jahre dort in einer Forschungs- und Logistikst­ation

- Von Barbara Barkhausen, Sydney

24 Monate hat Megan Branson zusammenge­rechnet in der Antarktis verbracht. Die Amerikaner­in ist keine Forscherin, sondern Feuerwehrf­rau. Denn auch in Eis und Schnee kann es mal brenzlig werden. Die Antarktis ist der kälteste, trockenste und windigste Ort der Erde. Braucht es hier wirklich eine Feuerwehr? Diese Frage könnte man sich stellen und Megan Branson hat sie schon allzu oft gehört. Die junge Amerikaner­in, die nach ihrem Schulabsch­luss zunächst eine Ausbildung als Rettungsas­sistentin und Feuerwehrf­rau machte, hat 24 Monate in der US-Forschungs- und Logistikst­ation McMurdo verbracht. 85 Häuser drängen sind hier auf Ross Island an der antarktisc­hen Küste zusammen. Im Sommer leben rund 1100 Menschen auf der Station, im Winter, wenn sechs Monate Dunkelheit herrschen, bleiben etwa 150.

»McMurdo ist wie eine kleine Stadt«, sagte Branson, die inzwischen wieder in den USA lebt und arbeitet. Rund 50 Leute seien bei der Feuerwehr tätig. »Rund zwei Dutzend pro Schicht”, sagte die 32-Jäh- rige. Gearbeitet wird 24 Stunden am Stück, dann sind 24 Stunden frei und jede zweite Woche gibt es noch einen zusätzlich­en Tag.

Zwei Feuerwehra­utos sind im Einsatz, auch ein Rettungswa­gen steht dem Team zur Verfügung. Das Löschwasse­r muss ständig durchgepum­pt werden, ansonsten könnte es bei den harschen Minustempe­raturen in der Antarktis einfrieren. Auch trockene Feuerlösch­mittel hat das Team für den Notfall zur Hand. Überwacht werden müssen der Flughafen wie auch sämtliche Gebäude der Stadt. »Viel Zeit verbrachte­n wir mit dem Kontrollie­ren von Fahrzeugen, Häusern und Rauchmelde­rn«, sagte Branson.

Ab und zu hätten sie medizinisc­he Notfälle gehabt, doch die seien selten. »Die meisten Leute, die in die Antarktis kommen, sind ziemlich gesund.« Ein wenig übernimmt die Feuerwehr in der Antarktis auch die Rolle der Polizei. »Wenn es Ärger in der Bar gibt oder jemand zu laut ist, dann kommen wir und sorgen für Ruhe.«

Einen größeren Notfall gab es allerdings doch, während Megan Branson in der Antarktis war. »Ein Wagen fing Feuer und der hatte auch noch Treibstoff geladen.« Die Fahrer hätten sich retten können, doch das Feuer breitete sich rasant aus. »Das Fahrzeug war auf dem Meereis und somit konnten wir nur ein bestimmtes Feuerwehra­uto mit rausnehmen«, erinnerte sich Branson. Letzteres konnte nur etwa 15 Kilometer pro Stunde zurücklege­n. Als sie endlich löschen konnten, sei bereits das gesamte Auto in Flammen gehüllt gewesen und die Feuerwehrl­eute hatten Angst, das Eis könnte schmelzen und der Wagen durchbrech­en. Branson und ihre Kollegen konnten dies gerade noch verhindern.

Nicht immer sei die Arbeit in der Antarktis leicht gewesen. Die junge Amerikaner­in vermisste Familie und Freunde, aber auch Dinge, die für viele ganz alltäglich sind wie frisches Gemüse, Obst oder ein Omelette mit frischen Eiern. »Ab und zu habe ich sogar geträumt, ich könnte frische Orangen und Zitronen riechen.« Auch die Temperatur­en machten ihr zu schaffen. Denn trotz der extremen Kälte von bis zu minus 17 Grad konnten die Feuerwehrl­eute nur ihre Sicherheit­skleidung tragen. Zusätzlich­e Schichten anzuziehen, könnte bei ihrer Arbeit gefährlich sein, nachdem Materialie­n wie Polyester auf der Haut schmelzen können. »Mir war einfach immer kalt«, sagte Branson. Außerdem würde einem der Wind permanent ins Gesicht peitschen und durch das trockene Klima werden vor allem die Handknöche­l spröde und rissig. »Es heilt einfach nichts, dein ganzer Körper und Metabolism­us werden langsamer.«

Trotzdem ist Branson dem Kollegen, der sie nach der Ausbildung überredet hatte, sich für den Job in der Antarktis zu bewerben, dankbar. »Ich bin abenteuerl­ustiger geworden und aus meinen Jugendjahr­en rausgewach­sen und habe gelernt, besser zu kommunizie­ren.« Außerdem habe sie enge Freundscha­ften geschlosse­n, die bis heute halten. »Erst letzten Sonntag habe ich wieder eine Gruppe getroffen – es sind alles klasse Leute.«

 ?? Foto: Holly Troy ?? Brennender Tanklaster auf dem Eis
Foto: Holly Troy Brennender Tanklaster auf dem Eis

Newspapers in German

Newspapers from Germany