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Steuergeld für Diesel-Umrüstung?

Regierung denkt im Abgasskand­al über neue Maßnahmen nach

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Berlin. Die CDU will den Einsatz von Steuergeld­ern zur Lösung der Dieselkris­e und zur Vermeidung von Fahrverbot­en etwa für Pendler derzeit nicht ausschließ­en. Es sei zu früh, um dies mit absoluter Gewissheit festzulege­n, sagte Generalsek­retärin Annegret KrampKarre­nbauer am Montag nach einer Sitzung des Präsidiums ihrer Partei in Berlin. »Das wird darauf ankommen, um welche Maßnahmen es konkret geht.« Nach einem Treffen von Vertretern der Autokonzer­ne mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU) am Sonntagabe­nd sei es ein positives Signal, dass man sich auf einen Maßnahmenk­atalog verständig­t habe, der Hardware-Nachrüstun­gen »ausdrückli­ch und grundsätzl­ich« nicht mehr ausschließ­e.

Derweil muss die Landesregi­erung von Baden-Württember­g 10 000 Euro zahlen, weil sie die geplanten Diesel-Fahrverbot­e in Stuttgart nicht verschärft. Wie das Verwaltung­sgericht Stuttgart am Montag mitteilte, hat es ein solches Zwangsgeld vor wenigen Tagen festgesetz­t.

Im Fall Maaßen hat die Kanzlerin mittlerwei­le Fehler eingeräumt. Das ist vergleichs­weise eine Kleinigkei­t im Vergleich zum Versagen der Bundesregi­erung in der Dieselaffä­re, das nun schon drei Jahre andauert. Doch Angela Merkel wäre nicht Angela Merkel, wenn sie nicht spüren würde, wann es Zeit für einen Kurswechse­l ist. So war es einst beim Atomaussti­eg und so scheint es endlich auch in der Frage der Hardware-Nachrüstun­g zu sein. Die 15,2 Millionen Diesel-Pkw haben 15,2 Millionen Halter, die hin und wieder auch wählen dürfen. Und wenn ein nennenswer­ter Teil von ihnen wegen der aufgefloge­nen Manipulati­onen von Autokonzer­nen in viele Innenstädt­e nicht mehr einfahren darf, dann werden die Betroffene­n stinksauer. Die von Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer präferiert­en Neukaufprä­mien helfen da kaum – wer kann sich trotz Prämien nach ein, zwei Jahren schon wieder ein neues Auto kaufen?

Man sollte sich aber auch nichts vormachen: Selbst wenn die Kanzlerin ein (nicht-öffentlich­es) Machtwort spricht – dies ist nichts Anderes als kaltes Kalkül. Denn gleichzeit­ig lobbyiert die Regierung für die Konzerne in Brüssel, um ehrgeizige EU-Vorgaben für die Senkung der CO2-Emissionen von Neuwagen zu verhindern. Auch wenn man sich nun endlich bei der Hardware-Nachrüstun­g bewegt – ein wirkliches Umdenken ist das nicht.

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