nd.DerTag

Mehr als nur eine OB-Wahl

Robert D. Meyer über immer neue schwarz-blaue Signale aus Sachsen

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Zur Demokratie gehört es, dass das Ergebnis einer Abstimmung hauchdünn ausfallen kann. Mit nur 97 Stimmen Vorsprung gewann CDU-Amtsinhabe­r Olaf Raschke die Wahl zum Meißner Oberbürger­meister gegen seinen Herausford­erer, den Bürgerrech­tler Frank Richter. Das wäre kaum eine Meldung in der überregion­alen Presse wert, hätte die AfD vor der Stichwahl nicht massiv Stimmung gegen den Theologen Richter gemacht. Und die Meißner CDU? Nahm die Unterstütz­ung widerspruc­hslos an.

Diese Episode aus der sächsische­n Kommunalpo­litik zeigt, wie wenig auf die Regierungs­erklärung des Ministerpr­äsidenten und CDU-Landeschef­s Michael Kretschmer nach den Ereignisse­n von Chemnitz zu geben ist, in der er die AfD für die »Spaltung des Landes« mitverantw­ortlich machte.

Es häufen sich die Fälle, in denen sächsische CDU-Kommunalpo­litiker das Gebaren von rechts akzeptiere­n, wenn es der eigenen Politik nutzt. Oder schlimmer: Sie schließen eine Zusammenar­beit nicht aus. In Görlitz erklärte jüngst Octavian Ursu, der CDU-Kandidat für die Bürgermeis­terwahl 2019, dass er auch mit der Rechtsauße­npartei sprechen möchte.

Schwarz-Blau im Freistaat wird immer wahrschein­licher. Schmiert Kretschmer bei der Landtagswa­hl ab, ist er nicht zu halten. Sein Nachfolger könnte jemand sein, der keine Hemmung kennt, mit der AfD zu koalieren.

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