Nachts in die Kita?
Steffen Bockhahn hält nichts von 24-Stunden-Kitas. Kleinkinder sollte in ihrem eigenen Bett schlafen.
24-Stunden-Einrichtungen – Pro und Kontra.
Qui bono? Wem nützt es? Kitas sind für Linke für gewöhnlich zuerst eine Bildungseinrichtung. Die Kinder profitieren, weil sie von Fachpersonal gebildet werden. Am Ende haben aber auch Eltern und die Gesellschaft als Ganzes etwas davon. Die Bildungsbestandteile werden in den Kitas immer wichtiger. Die Einrichtungen sind jedoch auch Betreuungsangebote. Sie ermöglichen es Eltern, einer Arbeit nachzugehen. Daher kommt die Idee, für die Inanspruchnahme einer Kita einen Elternbeitrag zu erheben. Durch die Betreuung können Eltern Einkommen erzielen. Die Vorteile für Arbeitgeber*innen werden wie oft üblich ausgeblendet, die Kosten sozialisiert und den Eltern aufgebürdet.
Kitas sollen beitragsfrei sein, weil Bildung kostenfrei sein soll. Ohne Zweifel kümmern Eltern sich in den meisten Fällen rührend und verantwortungsvoll um die Kinder. Bleiben die Kleinen über Nacht in der Kita und werden morgens abgeholt, sind sie tagsüber zu Hause. Dann haben sie nichts von dem Bildungsangebot in der Einrichtung.
Eben diese Angebote sind in vielen Landesgesetzen aber ausdrücklicher Auftrag an Kitas. Bleiben die Kinder bis um zwölf in der Kita, sind sie am Nachmittag noch für vielleicht vier Stunden bei den Eltern, bevor die wieder zur Schicht und das Kind in die Kita müssen. Wo ist dann aber der Lebensmittelpunkt der Kinder, wo das Zuhause?
Unbestritten gibt es in den Kitas abends und nachts viel Zuwendung, Hingabe und Gebor- genheit. Doch die Kleinen sollten als erste Bezugspersonen die Eltern haben.
Es ist nicht emanzipatorisch oder links, zunächst die Bedürfnisse der Arbeitgeber*innen nach verfügbarem Personal zu befriedigen und danach die Betreuungsangebote auszurichten. Eltern müssen die Möglichkeit haben, nachts zu Hause zu sein. Arbeitgeber*innen müssen Personal entsprechend einteilen und gegebenenfalls mehr Leute beschäftigen. Eine Beteiligung der Arbeitgeber*innen an den Mehrkosten der 24-Stunden-Kitas ist zudem die Ausnahme. Somit ist es eine Subvention für Unternehmen.
Natürlich müssen sich Öffnungszeiten der Kitas den Bedarfen anpassen. Von 8 bis 16.30 Uhr geöffnete Einrichtungen helfen niemandem. Auch Öffnungszeiten am Wochenende sind akzeptabel, wenn es bei fünf Tagen pro Woche für das Kind bleibt. Wer wirklich eine Betreuung außerhalb dieser Zeiten braucht und sie nicht im familiären Umfeld realisieren kann, muss diese bekommen. Dafür braucht man aber keine 24-Stunden-Kita. Das geht ebenfalls mit individuellen Lösungen und so, dass die Kleinen in ihrem Bett schlafen können.
Ein letztes Argument: 24-Stunden-Kitas sind personalintensiv, wobei die Kinder die meiste Zeit schlafen. Es wäre für alle von Vorteil, dieses Fachpersonal wäre tagsüber da, bei der Bildungsarbeit und der Betreuung.