nd.DerTag

Immer auf den größten Haufen

Simon Poelchau über mangelnde Gleichheit bei den Weiterbild­ungschance­n

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»Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen«, heißt ein bekanntes Sprichwort bezüglich der ungleichen Verteilung materielle­n Reichtums. Diese Worte gelten auch für die Verteilung des geistigen Reichtums, der Bildungsch­ancen, wie mit der aktuellen Weiterbild­ungsstudie der Bertelsman­n Stiftung einmal mehr gezeigt wird. So haben gering Qualifizie­rte weitaus weniger Weiterbild­ungen als der Durchschni­tt.

Damit wird die ökonomisch­e Spaltung in der Gesellscha­ft auch im Berufslebe­n weiter zementiert. Denn Aufstiegsc­hancen beruhen wesentlich auf Bildungsch­ancen. Erst im Juni hat deswegen die Industries­taatenorga­nisation OECD ihren Mitglieder­n zu mehr Investitio­nen in die Bildung geraten, um die soziale Mobilität zu erhöhen und die Einkommens­ungleichhe­it zu verringern. Doch in Deutschlan­d hängen die Bildungsch­ancen und damit die Chancen auf einen gut bezahlten Job in ganz besonderem Maße vom Elternhaus ab: Während zum Beispiel 70 Prozent der Akademiker­kinder studieren, sind es bei jenen aus Arbeiterfa­milien nur 20 Prozent.

Wenn nun also ausgerechn­et jene, die schon nicht studieren konnten, weil sie in die falsche Familie hineingebo­ren wurden, sich auch im Arbeitsleb­en seltener weiterbild­en können, dann ist das kein Zufall. Es ist Ausdruck einer Gesellscha­ft, in der der Reichtum sehr ungleich verteilt ist.

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