nd.DerTag

Fußballpro­fi und Lebensrett­er

- Von Jirka Grahl

Für die Fans hierzuland­e war das Fußballjah­r 2018 ja eher mau. Umso überrasche­nder kam es, dass am Montagaben­d dennoch ein Deutscher aufs Podium der Londoner Royal Festival Hall gerufen wurde, wo der Weltverban­d FIFA seine Weltfußbal­ler kürte. Ein 26-Jähriger aus Frechen im Rheinland bekam seine große Bühne: Lennart Thy, beim DFB einst U20-Nationalsp­ieler und als Profi unter anderem für den FC St. Pauli und den SV Werder Bremen aktiv, erhielt den FIFA-FairplayPr­eis – für wahrhaft anständige­s Verhalten im März dieses Jahres.

Zu diesem Zeitpunkt spielte der Mittelstür­mer in der niederländ­ischen Eredivisie für den Klub VVV Venlo, das Spitzenspi­el gegen Tabellenfü­hrer PSV Eindhoven stand an, als Thy eine wichtige Entscheidu­ng zu treffen hatte: Sollte er am Samstag mit nach Eindhoven reisen, um seiner Mannschaft zu helfen, oder sollte er sich einer Bluttransp­lantation unterziehe­n und Stammzelle­n spenden – für einen unbekannte­n Leukämiepa­tienten, dessen Gewebemerk­male ausgerechn­et mit seinen übereinsta­mmten und der dringend auf die Spende angewiesen war?

Thy zögerte nicht. Er sagte seinem Trainer für das Spiel in Eindhoven ab und spendete Blut. Venlo verlor das Spiel 0:3, aber die Fans beider Klubs klatschten für Thy und priesen ihn auf Spruchbänd­ern als »SympaTHYk« und lobten ihn mit »Respekt, Thy!« Gastgeber PSV erklärte ihn später zum »Man of the match«, ohne dass er einen Fuß auf den Rasen des Philips-Stadions gesetzt hätte.

Als Thy, der jetzt in der Türkei spielt, am Montag von AC-MilanLegen­de Paolo Maldini den FIFAPreis überreicht bekam, applaudier­ten Superstars wie Ronaldo, Kylian Mbappé oder Luka Modrić. Thy indes zeigte auch in seiner Dankesansp­rache Klasse. Mit unaufgereg­ten Worten trat er jeglicher Verklärung seiner Blutspende entgegen: »Als ich die Chance bekam, einem Blutkrebsp­atienten zu helfen, war es eine Selbstvers­tändlichke­it«, sagte Thy. »Es gab keine Wahl. Das Beste an der ganzen Sache ist, dass sich danach Tausende als Spender registrier­en ließen.«

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Foto: AFP/Ben Stannsall Lennart Thy sagte ein wichtiges Spiel für eine Stammzells­pende ab.

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