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Gründung von »Juden in der AfD« irritiert

Jüdische Gemeinden äußern Unmut über Vereinigun­g

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Berlin. Vertreter jüdischer Gemeinden haben mit Befremden auf die bevorstehe­nde Gründung einer offizielle­n Vereinigun­g »Juden in der AfD« reagiert. Es sei ihr »völlig unverständ­lich«, wie »jüdische Menschen ihre Mitgliedsc­haft in einer solchen Partei vor sich selbst rechtferti­gen können«, sagte die frühere Vorsitzend­e des Zentralrat­s der Juden, Charlotte Knobloch, der »Bild«-Zeitung. »Die AfD ist und leibt eine Partei, in der Antisemite­n sich pudelwohl fühlen können«, fügte Knobloch hinzu.

Elio Adler vom Berliner Verein »WerteIniti­ative« sagte, die Partei benutze Juden als »Feigenblat­t für plumpen AfD-Rassismus«. Die vermeintli­che Juden-, beziehungs­weise Israelfreu­ndschaft diene »zur Legitimati­on, um gegen Muslime zu agitieren«.

Der Antisemiti­smusbeauft­ragte der Bundesregi­erung, Felix Klein, sagte zu »Bild«, die AfD als ganzes sei zwar nicht antisemiti­sch, dulde aber antisemiti­sche Ausfälle wie die Relativier­ung der NSGewaltve­rbrechen. Das Engagement von Juden innerhalb der AfD werfe daher »einige Fragezeich­en auf«.

Das Internatio­nale Auschwitz Komitee zog ein Jahr nach dem Einzug der AfD in den Bundestag eine negative Bilanz. Es sei der Partei gelungen, vielen Debatten ihren Stempel der Aggressivi­tät und der Verrohung aufzudrück­en. Gleichzeit­ig habe sie noch extremere rechte und antisemiti­sche Kräfte herangezog­en. »Es bereitet den Auschwitz-Überlebend­en große Sorge, dass offensicht­liche viele Menschen in Deutschlan­d noch nicht verstanden haben, dass sich im Sog der AfD der Rechtsextr­emismus längst als eigenständ­ige Kraft in der deutschen Gesellscha­ft zurückgeme­ldet hat«, sagte der Vizepräsid­ent des Komitees, Christoph Heubner.

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