nd.DerTag

Rot sehen und schwarz sehen

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Die CDU steht für den Unternehme­r, der sich von seiner Hausfrau bekochen lässt und mit dem Auto zur Arbeit fährt, wo Beschäftig­te zu möglichst geringen Löhnen für seinen Profit schuften, der seinen Sohn schon ab Klasse 5 aufs Gymnasium schickt und nicht möchte, dass dessen Karriere durch ein mit Schüler-Bafög geförderte­s Arbeiterki­nd in Gefahr gerät. Die LINKE steht für die Beschäftig­te, die mit dem Bus zur Frühschich­t fährt und das Kind aus der Kita abholt, während ihr Mann vor seiner Nachtschic­ht noch das Abendessen für die Familie zubereitet. Das sind grob vereinfach­t die jeweiligen Blickwinke­l, aus denen diese beiden Parteien Politik machen. Dies reicht, um zu erkennen, dass es allenfalls kleine Schnittmen­gen gibt.

Dabei sind Fragen wie die Teilprivat­isierung der Rente, die Zwei-Klassen-Medizin und Auslandsei­nsätze der Bundeswehr noch nicht einmal angesproch­en. Aber es geht ja auch nicht gleich ums große Ganze, sondern vorerst nur um eine gleichwohl schwer vorstellba­re Koalition auf Landeseben­e. Der märkischen CDU kann ein erstaunlic­h modernes Menschenbi­ld bescheinig­t werden, das berufstäti­ge Frauen und miteinande­r verheirate­te Männer einschließ­t. Dass die LINKE mit der CDU in Fragen wie Braunkohle­ausstieg oder innere Sicherheit versus Bürgerrech­te nicht übereinsti­mmt, muss kein Hindernis sein. Auch mit der SPD muss sie da hart verhandeln.

Es könnte sein, dass sich SPD, CDU und LINKE zusammenra­ufen müssen, damit eine Landesregi­erung gebildet werden kann. Besser als eine Koalition wäre dann aber eine Minderheit­sregierung, die sich tolerieren lässt oder mit wechselnde­n Mehrheiten agiert.

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Foto: nd/Ulli Winkler Andreas Fritsche hält wenig von Koalitione­n mit CDU und LINKE

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