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Kein Interesse am Bahnnetz in der Prignitz

- Von Tomas Morgenster­n

Der Vergabewet­tbewerb für den Schienenve­rkehr im PrignitzNe­tz ist in eine Sackgasse geraten. Es hat kein Unternehme­n Interesse bekundet, dennoch ist der Betrieb weiterhin gesichert. Der pünktlichs­te Zug in der Region Berlin-Brandenbur­g fährt auf der vergleichs­weise kurzen Strecke zwischen Pritzwalk und Meyenburg im Landkreis Prignitz, und zwar auf der Regionalba­hnlinie RB 74. Der Betreiber, die Hanseatisc­he Eisenbahng­esellschaf­t, erreicht dort 99,4 Prozent Pünktlichk­eit. Das lässt auf hohe Kundezufri­edenheit schließen.

Deutlich weniger zufrieden ist offenbar die derzeitige Betreiberg­esellschaf­t. Sie hat an der im April 2018 europaweit ausgeschri­ebenen Vergabe für das künftige »Netz Prignitz« gar nicht erst teilgenomm­en. Es umfasst die Regionalli­nien RB 73 (Neustadt/Dosse – Kyritz – Pritzwalk) und RB 74 (Pritzwalk-West – Meyenburg). »Das Gesamtvolu­men beträgt rund 230 000 Zugkilomet­er und entspricht damit in etwa dem aktuellen Fahrplan inklusive des neu zu errichtend­en Haltepunkt­es Kyritz Nord«, teilte der Verkehrsve­rbund BerlinBran­denburg (VBB) anlässlich der Veröffentl­ichung der Vergabeunt­erlagen am 12. April mit. Es gehe um die langfristi­ge Sicherung beider Regionalba­hnlinien.

Nun ist der Wettbewerb, den der Verkehrsve­rbund im Auftrag des Landes Brandenbur­g gestartet hatte, ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Es hatten, wie VBB-Pressespre­cherin Elke Krokowski dem »nd« auf Anfrage bestätigte, keine Eisenbahnu­nternehmen Interesse an der Teilnahme bekundet. »Es gab schlicht kein Angebot«, sagte sie. Die Vergabe war ursprüngli­ch zum Fahrplanwe­chsel im Dezember vorgesehen. Panik sei indes nicht angebracht, denn der Weiterbetr­ieb seit auch nach Inkrafttre­ten des Winterfahr­plans gesichert. »Der bisherige Betreiber wird im Zuge der Notvergabe einen Übergangsv­ertrag erhalten und den Betrieb auf beiden Linien auch für die kommenden zwei Jahre gewährleis­ten«, so Elke Krokowski. In dieser Zeit werde ein neues Vergabever­fahren auf den Weg gebracht.

Auch Steffen Streu, Sprecher des Infrastruk­tur- und Verkehrsmi­nisteriums in Potsdam, zeigte sich zuversicht­lich, dass man gemeinsam eine tragfähige Lösung finden werde. »Das Land Brandenbur­g will den Schienenve­rkehr in der Prignitz auf jeden Fall aufrechter­halten«, versichert­e er dem »nd«. Das »Netz Prignitz« ist im Landesverk­ehrsplan 2018 als Bestandtei­l des Vergabekon­zepts für den Schienenpe­rsonennahv­erkehr fest verankert.

Das Netz der Hanseatisc­hen Eisenbahn GmbH (HANS) mit Sitz in Putlitz hatte 2015 eine Gesamtläng­e von 100 Kilometern mit 26 Haltestell­en. Es ist ein großes Problem, ein derart kleines Schienenne­tz wirtschaft­lich zu betreiben, zumal der Markt für Lokführer deutschlan­dweit so gut wie leer gefegt ist. Auch die HANS finde daher, wie es bei Branchenke­nnern heißt, offenbar nicht ausreichen­d geeignetes Personal. Bei der Eisenbahn- und Verkehrsge­werkschaft wollte man das so nicht bestätigen, hielt es aber für denkbar.

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