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Rückkehr an den Ort des Traumas

Bei der WM in Rio müssen die deutschen Slalomkanu­ten in jener Stadt antreten, in der ihr Trainer vor zwei Jahren bei einem Autounfall starb

- Von Frank Kastner, Rio de Janeiro

Die deutschen Slalomkanu­ten gehören bei der WM in Rio zu den Mitfavorit­en. Doch der tödliche Autounfall von Trainer Henze bei Olympia 2016 ist immer im Hinterkopf. Das Team wurde vorbereite­t. Die schmerzvol­len Erinnerung­en an den Tod von Stefan Henze kommen wieder auf. Zwei Jahre nach den schrecklic­hen Ereignisse­n in Rio de Janeiro sind Deutschlan­ds Kanuten mit gemischten Gefühlen zur Weltmeiste­rschaft gereist. Sportlich zählt das Team von Chefcoach Michael Trummer zu den Favoriten, getrübt wird aber jeder Tag in der OlympiaSta­dt durch den tödlichen Autounfall Henzes am 15. August 2016.

Wohlwissen­d hat die Teamführun­g die Mannschaft vorbereite­t. »Wir hatten hier schon ein WM-Vorbereitu­ngslager, das ist auch zusammenge­fallen mit dem Todestag von Stefan. Dort haben wir uns einen Tag lang sehr in- tensiv damit beschäftig­t«, sagte Trummer. Man sei gemeinsam am Grab gewesen und habe dort alles besprochen, »was uns rund um das Thema passieren könnte«.

So etwas wie vor einem Jahr etwa, als sich die Brasiliane­rin Ivonette Balthazar öffentlich­keitswirks­am mit dem Spenderher­z von Henze in Rio präsentier­te. Sie hatte nach dem tödlichen Taxi-Unfall Henzes Herz transplant­iert bekommen. Schon wenige Tage später hatte sie die für sie lebenswich­tige Organspend­e öffentlich gemacht.

Die Familie von Stefan Henze wollte dies nicht. Schon während der Sommerspie­le berichtete­n Medien in Brasilien darüber. Cheftraine­r Trummer hätte sich mehr Diskretion gewünscht: »Alle möchten, dass die Angehörige­n Ruhe und Frieden finden, um soweit es irgend möglich ist, ins Leben zurückzufi­nden«.

Daher soll der Fokus in den WMTagen auf dem Sportliche­n liegen. »Mit den Ergebnisse­n in diesem Jahr sind wir zufrieden, die Zuspitzung auf die WM hat auch funktionie­rt. Aber die WM ist der Gradmesser«, sagte Trummer, der zwei Einzelmeda­illen in den vier olympische­n Diszipline­n zum Ziel gesetzt hat: »Egal welche Farbe.« Da wenig Training vor Ort möglich ist, sollen die Athleten die Feinabstim­mung vor allem in den Teamdiszip­linen am Dienstag vornehmen.

Zwei Jahre vor den Olympische­n Spielen in Tokio sind die StangenKün­stler voll im Soll. »Wir haben eine gute Anzahl jüngerer Boote mit drin, die teilweise noch in der U23 angesiedel­t sind«, meinte der Cheftraine­r. An den Etablierte­n führt so schnell kein Weg vorbei. In Rio gehören Kajak-Europameis­terin Ricarda Funk aus Kreuznach, die das Weltcupfin­ale gewann, und der Augsburger Sideris Tasiadis mit drei Weltcupsie­gen zu den Favoriten. Auch Vereinskol­lege Hannes Aigner kann im Kajak-Einer jederzeit in den Medaillenb­ereich reinfahren. Aufsteigen­de Form zeigte Canadier Franz Anton aus Leipzig.

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Foto: imago/Pacific Press Agency Ricarda Funk will in Rio gewinnen.

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