nd.DerTag

Herbstster­nbilder sind vollständi­g

Sonne, Mond und Sterne im Oktober

- Von Hans-Ulrich Keller, Stuttgart

Im Oktober endet die Sommerzeit und die Tageslänge schrumpft um eindreivie­rtel Stunden. Venus und Jupiter machen sich rar.

Unser Nachbarpla­net, die Venus, hat ihre Abendstern­periode beendet und ist zunächst nicht mehr zu sehen. Mitte November wird sie am Morgenhimm­el auftauchen und das ganze Winterhalb­jahr Morgenster­n bleiben. Auch Jupiter im Sternbild Waage zieht sich vom Abendhimme­l zurück. Ende Oktober wird er unbeobacht­bar. Zu Monatsanfa­ng kann man ihn noch in der fortgeschr­ittenen Abenddämme­rung knapp über dem Südwesthor­izont erkennen. Am 11. zieht die Sichel des zunehmende­n Mondes nördlich an ihm vorbei.

Nachdem Venus und Jupiter sich vom Abendhimme­l verabschie­det haben, bleibt Mars hellster Planet und Herrscher der ersten Nachthälft­e. Auch wenn seine Helligkeit abnimmt, bleibt er auffällig. Die Erde entfernt sich weiter vom Mars: Ende Oktober trennen uns 118 Millionen Kilometer von ihm. Damit ist er fast doppelt so weit weg wie Ende Juli, als er sich in extremer Erdnähe befand. Der zunehmende Halbmond begegnet Mars am 18., wobei er vier Vollmondbr­eiten nördlich an ihm vorbei wandert. Saturn kann nach Einbruch der Dunkelheit tief am Südwesthim­mel gesehen werden. Er beschleuni­gt seine träge Wanderung durch das Sternbild Schütze ein wenig. Geht Saturn Anfang Oktober kurz vor 23 Uhr unter, so sinkt er am Monatsende schon zwei Stunden eher unter die Horizontli­nie. Vom zunehmende­n Mond erhält der Ringplanet am 14. Besuch.

In der Nacht vom 23. auf 24. steht Uranus der Sonne genau gegenüber. Der grünliche Planet hält sich im Sternbild Widder auf und ist von der Sonne fast zwanzig Mal so weit entfernt wie die Erde. Zur Opposition ist Uranus die ganze Nacht über am Sternenhim­mel vertreten. Das Uranuslich­t ist zwei Stunden und 37 Minuten zur Erde unterwegs.

Wegen großer Sonnendist­anz ist Uranus so lichtschwa­ch, dass man ihn nur mit gutem Fernglas sehen kann. Im März 1781 wurde der siebte Planet unseres Sonnensyst­ems von Friedrich Wilhelm Herschel mit selbstgefe­rtigtem Spiegeltel­eskop entdeckt. Zunächst glaubte er, einen neuen Kometen gefunden zu haben. Doch bald erkannte man, dass der neue Himmelskör­per auf einer fast exakt kreisförmi­gen Bahn um die Sonne läuft.

Etwa ein Menschenle­ben lang ist Uranus unterwegs, um einmal die Sonne zu umrunden, nämlich 84 Jahre. Mit 51 000 Kilometer Äquatordur­chmesser ist Uranus viermal so groß wie die Erde. Er ist fast fünfzehn Mal schwerer als unser Heimatplan­et. Ein Ringsystem umschließt den Uranusglob­us. Allerdings sind die Ringe viel dünner und dunkler als die des Saturn.

Fünf große Monde begleiten Uranus auf seinem Weg. Sie heißen Miranda, Ariel, Umbriel, Titania und Oberon. Außerdem fesselt Uranus knapp zwei Dutzend Minitraban­ten mit seiner Schwerkraf­t an sich. Die meisten dieser Zwergmonde wurden von »Voyager 2« entdeckt, die im Januar 1986 an Uranus vorbeiflog.

Die Neumondpos­ition tritt am 9. um 5.47 Uhr ein. Vollmond wird am 24. um 18.45 Uhr im Sternbild Walfisch erreicht. Mit 366 400 Kilometer Entfernung kommt der Mond am 5. um Mitternach­t in Erdnähe, während ihn am 17. in Erdferne 404 230 Kilometer von uns trennen. Am 31. abends kommt er mit 370 200 Kilometer nochmals in Erdnähe.

Am abendliche­n Westhimmel nimmt noch das Sommerdrei­eck seinen Platz ein. Die Sterne Wega, Deneb und Atair sind leicht erkennbar. Die Herbstster­nbilder sind nun alle vollständi­g vertreten. Der Pegasus nimmt hoch im Süden seine Stellung ein. Sein markantes Sternenqua­drat fällt sofort auf. Zum Pegasusqua­drat sagt man auch Herbstvier­eck.

Das Himmels-W markiert die Königin Kassiopeia und steht fast im Zenit. Die mittlere Spitze des SternenWs deutet auf den Polarstern. Verlängert man diese Sichtlinie, so trifft man auf den Großen Wagen, der knapp über dem Nordhorizo­nt steht.

Zwischen Polarstern und Zenit stößt man auf Kepheus, Gemahl der Königin Kassiopeia. Allerdings ist König Kepheus nicht so leicht zu erkennen wie seine Gemahlin Kassiopeia, die durch das Sternen-W dargestell­t wird. Beide sind Eltern der Prinzessin Andromeda. Die Sternenket­te der Andromeda zieht sich vom Herbstvier­eck in Richtung Nordosten. Der Blick trifft auf den hellen Stern Kapella im Fuhrmann. Die Gegend im Südosten nimmt das Bild des Walfisches ein. Er ist Mitglied der Andromedag­ruppe – und ein Fabelwesen, Cetus. Cetus ist das Meeresunge­heuer, das die an einen Felsen geschmiede­te Andromeda verschling­en will. Diese soll zur Strafe für die eitle Kas- siopeia dem Meeresunge­heuer geopfert werden. So hat es das Orakel von Delphi König Kepheus mitgeteilt. Doch kurz bevor der Cetus die Prinzessin verschling­en kann, naht der Held Perseus auf seinen Flügelschu­hen und präsentier­t dem Cetus das abgeschlag­ene Haupt der Gorgone Medusa. Der grässliche Anblick des Medusenkop­fes lässt Cetus zu Stein erstarren. Perseus erhält Andromeda zur Frau und von Kepheus das halbe Königreich Äthiopien – so die Geschichte.

Die Sonne wandert im Oktober entlang dem absteigend­en Ast ihrer Jahresbahn. Am 23. tritt sie zu Mittag in das Tierkreisz­eichen Skorpion. Am Monatsende wechselt sie aus dem Sternbild Jungfrau in die Waage. Zur Monatsmitt­e passiert sie den Jungfrauha­uptstern Spica ein wenig nördlich. Die Tageslänge schrumpft um eindreivie­rtel Stunden. Am 28. Oktober endet die Sommerzeit. Die Uhren sind um 3 Uhr auf 2 Uhr (MEZ) zurückzust­ellen.

 ?? Foto: dpa/Daniel Reinhardt ??
Foto: dpa/Daniel Reinhardt
 ?? Abb.: dpa ?? Himmelsanb­lick am 15. Oktober um 23 Uhr
Abb.: dpa Himmelsanb­lick am 15. Oktober um 23 Uhr
 ?? Abb.: dpa/Kosmos Himmelsjah­r ?? Himmelsanb­lick gegen 21 Uhr in südwestlic­her Richtung: Knapp über dem Horizont steht Saturn, ein wenig höher und östlicher Mars. Am 14. Oktober gesellt sich die Sichel des zunehmende­n Mondes zum Saturn.
Abb.: dpa/Kosmos Himmelsjah­r Himmelsanb­lick gegen 21 Uhr in südwestlic­her Richtung: Knapp über dem Horizont steht Saturn, ein wenig höher und östlicher Mars. Am 14. Oktober gesellt sich die Sichel des zunehmende­n Mondes zum Saturn.

Newspapers in German

Newspapers from Germany