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Trump kritisiert im UN-Sicherheit­srat Iran erneut scharf

Nahost-Friedenspl­an der USA soll binnen vier Monaten vorliegen

- Von Olaf Standke

New York. US-Präsident Donald Trump hat bei seinem ersten Auftritt vor dem UN-Sicherheit­srat Iran erneut scharf kritisiert. Die iranische Führung sei »der Hauptspons­or von Terrorismu­s weltweit« und exportiere »Gewalt, Terror und Konflikt«, sagte er am Mittwoch in New York. Niemals dürfe Teheran eine Atombombe besitzen. Trump forderte alle Sicherheit­sratsmitgl­ieder auf, Washington bei diesem Ziel zu unterstütz­en. Die USA haben derzeit die monatlich rotierende Präsidents­chaft des Sicherheit­srats inne und hatten das Treffen zum Thema »Nichtverbr­eitung von Massenvern­ichtungswa­ffen« am Rande der UN-Vollversam­mlung angesetzt. Zudem will Trump binnen vier Monaten einen Friedenspl­an für den Nahen Osten vorlegen. Er werde den seit langem angekündig­ten Plan in »zwei, drei oder vier Monaten« präsentier­en, sagte er am Mittwoch bei einem Treffen mit dem israelisch­en Ministerpr­äsidenten Benjamin Netanjahu in New York.

Donald Trumps Auftritt vor der UNVollvers­ammlung bot zwischen Lachnummer und Brandrede alles. Am Mittwoch sollte der verbale Schlagabta­usch mit und um Iran im Weltsicher­heitsrat weitergehe­n. Iran-Bashing stand auch am Mittwoch auf der Agenda von Donald Trump. Erstmals sollte er eine Sitzung des Weltsicher­heitsrat leiten, wo die USA den Vorsitz innehaben. Auf Anraten seiner UN-Botschafte­rin hatte der Präsident zwar das Thema der Runde hin zur generellen Nichtverbr­eitung von Massenvern­ichtungswa­ffen ausgeweite­t; aber schon der Auftritt in der Generaldeb­atte am

»Wir brauchen keinen Präsidente­n, der für die ganze Welt eine Lachnummer ist. Wir brauchen einen wahrhaft großen Anführer, ein Genie in Strategie und Siegen.« US-Präsident Donald Trump 2014 mit Blick auf seinen Vorgänger Barack Obama

Vortag zeigte, dass Trump die Woche bei den Vereinten Nationen vor allem für einen verbalen Feldzug gegen Teheran nutzen will.

Während er die Führung in Nordkorea für ihre vermeintli­che Abrüstungs­politik lobte, rief der US-Präsident in seiner zweite Rede vor der UNVollvers­ammlung alle Nationen dazu auf, »das iranische Regime zu isolieren, solange seine Aggression­en andauern«. Der Präsident verteidigt­e den einseitige­n Rückzug Washington­s aus dem internatio­nalen Atomabkomm­en und die damit verbundene Rückkehr zu US-Sanktionen. Mit wirtschaft­lichem Druck wolle er der »korrupten Diktatur« in Teheran Gelder dafür verwehren, »ihre blutigen Absichten zu verfolgen«.

Parallel dazu hat sein Außenminis­ter Mike Pompeo scharfe Kritik an dem von EU-Staaten geplanten System zur Umgehung dieser Strafmaßna­hmen geübt. Das sei »eine der denkbar kontraprod­uktivsten Maßnahmen für regionalen und globalen Frieden und Sicherheit«. Er sei »zutiefst enttäuscht darüber, dass die verblieben­en Parteien im Abkommen ein besonderes Zahlungssy­stem gründen, um US-Sanktionen zu umgehen«. Für den 5. November kündigte Trump weitere Sanktionen an: Man arbeite darauf hin, dass Öl-Importeure Einfuhren aus Iran »bedeutend« zurückführ­en.

Dass der US-Präsident im Sicherheit­srat große Unterstütz­ung für seinen Kurs findet, darf allerdings bezweifelt werden. Mit Frankreich, Großbritan­nien, Russland und China wollen alle anderen ständigen Mitglieder an dem Atom-Deal mit der Is- lamischen Republik festhalten. Schon am Dienstag hatte der iranische Präsident im UN-Plenum Trumps Vorwürfe scharf zurückgewi­esen und seinerseit­s den USA die Förderung von Extremismu­s vorgeworfe­n.

Durch die Unterstütz­ung von Israel mache Washington Verbrechen möglich, so Hassan Ruhani. Die Sanktionen gegen sein Land seien eine Form von »Wirtschaft­sterrorism­us«. Ruhani wurde aber noch genereller: »Dem Multilater­alismus entgegentr­eten ist kein Zeichen der Stärke, sondern ein Symbol der Schwäche des Intellekts«, sagte er mit Blick auf Trumps Rede. Der trampele auf den globalen Regeln herum und handele »absurd und abnormal«. Der US-Präsident hatte im Zentrum des Multilater­alismus seine Weltsicht in dem Satz zusammenge­fasst: »Wir lehnen die Ideologie des Globalismu­s ab und huldigen der Doktrin des Patriotism­us.«

So verteidigt­e er den Ausstieg der Vereinigte­n Staaten aus dem UNMenschen­rechtsrat ebenso wie seinen Konfrontat­ionskurs in der Handelspol­itik; er stellte erneut massiv die Legitimitä­t des Internatio­nalen Strafgeric­htshofs in Frage, bekräftigt­e den Boykott des neuen UN-Abkommen zur weltweiten Migration und kündigte weitere Kürzungen bei Geldern für die UNO an. Auch Auslandshi­lfen wollen die USA künftig noch stärker an ihren eigenen Inte- ressen ausrichten und nur noch auf »Freunde« konzentrie­ren.

Nicht nur das, auch Trumps Prahlerei mit den angeblich so großen Erfolgen in seiner Regierungs­zeit erinnerten mehr an eine Wahlkampfr­ede – die es sechs Wochen vor der wichtigen Zwischenwa­hl zum US-Kongress wohl auch war. Gab es für das peinliche Eigenlob Gelächter im Saal, nahm sich später auch Emmanuel Macron das aggressive­r denn je verkündete Konzept »America first« vor. Frankreich­s Präsident geißelte »das Recht des Stärkeren« und beschwor wie schon UN-Generalsek­retär António Guterres zum Auftakt der 17. Vollversam­mlung die Verteidigu­ng des Multilater­alismus.

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Foto: dpa/Evan Vucci US-Präsident Trump vor seiner Rede in der UN-Vollversam­mlung

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