nd.DerTag

Warnung an Merkel

Aert van Riel über die Wahl des neuen Unionsfrak­tionschefs

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Die Abwahl ihres Vertrauten Volker Kauder und das Votum der Fraktionsm­ehrheit für den neuen Vorsitzend­en Ralph Brinkhaus ist eine Warnung an Angela Merkel. Sie weiß nun, dass sie in Zukunft nicht mehr auf die bedingungs­lose Unterstütz­ung der Unionsfrak­tion zählen kann. Das freundlich­e Auftreten von Brinkhaus kann nicht darüber hinwegtäus­chen, dass die interne Revolte im Kern von Neoliberal­en und Nationalko­nservative­n getragen wird, die schon länger unzufriede­n mit Merkel sind. Die Unterstütz­er von Brinkhaus wollen eine Union, die sich wieder deutlich von der SPD unterschei­det. Zwar hat Merkel mit der schrittwei­sen Entrechtun­g von Asylbewerb­ern schon viel dafür getan, ihren Kritikern in den eigenen Reihen entgegenzu­kommen. Aber solange die Große Koalition regiert und die Union Kompromiss­e mit den Sozialdemo­kraten schließen muss, kann die Kanzlerin die rechten Kreise in ihrer Partei wohl nie vollkommen zufriedens­tellen.

Die Wahl des neuen Fraktionsc­hefs war aber offensicht­lich nur ein Vorbeben. Der große Knall könnte noch kommen. Wenn im Oktober die Landtagswa­hlen in Bayern und Hessen für CSU und CDU verlustrei­ch enden sollten, werden nicht wenige Konservati­ve personelle Konsequenz­en verlangen. Merkel muss fürchten, dass in diesem Fall auch ihre eigene Zukunft als Kanzlerin in Frage gestellt wird. Ein Abtritt Merkels nach der Hälfte der Legislatur­periode wäre sicherlich ein Kompromiss, mit dem alle in der Union leben könnten.

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