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AfD-offen

- Von Robert D. Meyer

Ein Jahr vor der Landtagswa­hl in Sachsen reagiert die CDU im Freistaat angesichts schlechter Umfragewer­te und einer erstarkend­en AfD zunehmend nervös. Nibelungen­treue genießt Ministerpr­äsident Michael Kretschmer längst nicht mehr, wie sich am Dienstag bei der Abstimmung über die Nachfolge des aus gesundheit­lichen Gründen zurückgetr­etenen CDU-Fraktionsc­hefs Frank Kupfer zeigte. Anstatt für Geert Mackenroth, den Wunschkand­idaten sowohl des Ministerpr­äsidenten als auch Kupfers, votierten die Abgeordnet­en für den innenpolit­ischen Sprecher Christian Hartmann.

Es heißt, andere Fraktionsm­itglieder hätten den 44-Jährigen ermuntert anzutreten, weil ihnen nicht passte, dass Kretschmer seine Personalie ohne ernsthafte Debatte habe durchdrück­en wollen. Obwohl der ausgebilde­te Polizist nach seiner Wahl betonte, er stehe »vor und hinter dem Ministerpr­äsidenten«, könnte auch sein Groll eine Rolle gespielt haben, dass Ambitionen Hartmanns, der seit 2009 für die CDU im Landtag sitzt, auf den Posten des Innenminis­ters vom Ministerpr­äsidenten nie berücksich­tigt wurden.

Als Kretschmer 2017 mit seinem Amtsantrit­t als Landesvate­r das Kabinett umbildete, berief dieser lieber den profillose­n Roland Wöller, der in seiner Karriere bereits Landwirtsc­hafts- und Kultusmini­ster war, zum Innen- minister und eben nicht Hartmann. Dabei vertritt der Chef des CDU-Kreisverba­ndes Dresden seine Partei bereits seit Jahren im Innenaussc­huss des Landtages.

Gefährlich könnte der neue Fraktionsc­hef Kretschmer 2019 werden. Anders als der Ministerpr­äsident hält sich Hartmann eine Koalition mit der AfD offen. Zwar sehe er in der Rechtsauße­npartei den »politische­n Hauptgegne­r«, erklärte er am Mittwoch gegenüber »MDR Sachsen«. Selbst auf Nachfrage wollte Hartmann mit angebliche­r Rücksicht auf die Wähler kein Bündnis mit der AfD ausschließ­en. Überrasche­nd ist diese Ansage nicht. Bereits in einem früheren Interview wollte er mit Blick auf die Dresdner Stadtratsw­ahl 2019 einer Zusammenar­beit mit den radikalen Rechten keine Absage erteilen.

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Foto: dpa/Oliver Killig Christian Hartmann hält sich die AfD als Koalitions­option offen.

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