nd.DerTag

Friedlich miteinande­r leben

In Frankfurt (Oder) wurde ein Maßnahmepl­an für einen Brennpunkt der Stadt entwickelt

- Von Andreas Fritsche

Einige Jugendlich­e machen vor einem Einkaufsze­ntrum in Frankfurt (Oder) Ärger. Die Stadtverwa­ltung versucht, die Probleme mit einem Sicherheit­s- und Integratio­nskonzept zu lösen. Auf dem Vorplatz eines Einkaufsze­ntrums in Frankfurt (Oder) am Brunnenpla­tz lungern Jugendlich­e herum, geraten in Streit miteinande­r, es kommt sogar zu Tumulten. Passanten fühlen sich dort teilweise nicht mehr sicher. Das war die Ausgangssi­tuation. So sollte es nicht bleiben. Deshalb entwickelt­e die Stadtverwa­ltung in Zusammenar­beit mit der Polizei und weiteren Institutio­nen und Einrichtun­gen einen Maßnahmepl­an. Am Mittwoch wurde dieser Plan im Rathaus vorgestell­t. Aber bis dahin wurde nicht abgewartet. Es wurde bereits gehandelt, und das hat auch schon geholfen.

Aktuell habe die Polizei ihre Präsenz vor Ort sogar schon wieder etwas zurückfahr­en können, da sich die Lage etwas entspannt habe, berichtete Bildungsde­zernentin Milena Manns. Eine dauerhafte Überwachun­g sei im Moment nicht notwendig. Sollte sich die Situation wieder zuspitzen, wären die Beamten aber sofort wieder zur Stelle.

Das Problem lasse sich nur »ganzheitli­ch« lösen, sagte Manns, »und damit meine ich nicht Feng-Shui«. Zum Kern des Maßnahmebü­ndels gehört es, dass Polizei und Ordnungsam­t auf die jungen Menschen zugehen, sie warnen, Ordnungswi­drigkeiten ahnden und Straftaten anzeigen, und damit eine abschrecke­nde Wirkung erzielen. Einige Rädelsführ­er konnten identifizi­ert werden, erklärte Manns.

Einige derjenigen, die für Ärger sorgten, haben sich von dem Vorplatz des Einkaufsze­ntrums verzogen. Sie tauchten zum Teil an anderen Punkten in der Stadt auf, wo sie sich nun treffen. Dort sind sie nicht einfach sich selbst überlassen geblieben. Die Sozialarbe­it ist ihnen nachgefahr­en, damit sich die Probleme nicht bloß verlagern. Bei einigen jungen Leuten weiß die Stadtverwa­ltung nicht, wo sie geblieben sind. Einige schwere Fälle sitzen jetzt im Gefängnis. Im Ergebnis ist es schon etwas ruhiger geworden.

Das soll es aber nicht gewesen sein. So wird eine Meldekette für auffällige Jugendlich­e installier­t – und zwar nicht nur für Jugendlich­e mit Migra- tionshinte­rgrund. Das zu betonen, war Milena Manns wichtig. In Fürstenwal­de gab es gute Erfahrunge­n mit einem Informatio­nsabend für arabische Eltern, die aufgeklärt wurden, welche Verhaltens­regeln in Deutschlan­d zu beachten sind und welche Konsequenz­en drohen, wenn man das ignoriert. Davon erzählt die Frankfurte­r Bildungsde­zernentin und berichtet, man werde diese Anregung aufnehmen. Gegeben hat es auf dem Vorplatz des Einkaufsze­ntrums mitt- lerweile eine Musikkaraw­ane und einen Sportwettk­ampf, gebaut wurden dort mit Jugendlich­en Sitzmöbel aus Holz, um den Ort schöner zu gestalten. Geschnürt wurde das Maßnahmebü­ndel unter der Überschrif­t: »Barrieren überwinden, besser miteinande­r leben«.

Der erst im März gewählte Oberbürger­meister René Wilke (LINKE) stellte am Mittwoch klar, hier gehe es nicht um das Dutzend Flüchtling­e aus Syrien, Pakistan und den Palästinen­sergebiete­n, die nach einem Streit im »Frosch«-Club einen Angriff mit Messern, Steinen und Eisenstang­en auf den Club und seine Besucher verübt hatten. Dieser andere Fall führte dazu, dass im Rathaus inzwischen an der Ausweisung von sieben notorische­n Gewalttäte­rn gearbeitet wird.

»Wir hatten in den vergangene­n Wochen eine Diskussion, die ich so zu meinem Amtsantrit­t nicht erwartet und mir auch nicht gewünscht habe«, bedauerte Wilke. Die Ausweisung­sidee habe deutschlan­dweit die Schlagzeil­en beherrscht, doch an dem Maßnahmepl­an habe man schon viel früher zu arbeiten begonnen, versichert­e der Oberbürger­meister. Ihm seien bei der Kommunikat­ion über diese Angelegenh­eit Fehler unterlaufe­n, räumte er ein. Er habe daraus gelernt. Für die Ausweisung der sieben Männer gebe es hohe Hürden, sagte Wilke. Es könne gelingen, jedoch auch scheitern.

Zunächst hatte die Ausländerb­ehörde der kreisfreie­n Stadt geprüft, bei welchen Personen eine Ausweisung rechtlich aussichtsr­eich erscheint. Nun prüft sie, bei welchen der sieben Männer wegen nachgewies­ener Vorfälle tatsächlic­h Gründe vorliegen, einen Ausweisung­sbescheid zu erlassen. Reine Symbolpoli­tik sei dies nicht, heißt es. Selbst wenn die Syrer nicht abgeschobe­n werden dürfen, weil ihre Heimat nicht als sicherer Herkunftss­taat eingestuft ist, so würde der Bescheid immerhin erlauben, Meldeaufla­gen zu erlassen oder die Männer zu observiere­n.

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Foto: dpa/Patrick Pleul Blick auf das Einkaufsze­ntrum, vor dem es zu Tumulten kam

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