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Richtig schreiben von Anfang an

- Von Wilfried Neiße

Bildungsmi­nisterin Britta Ernst (SPD) ist jetzt ein Jahr im Amt und lässt eine alternativ­e Methode zum Erlernen der Rechtschre­ibung verbieten. Mit den Rechtschre­ibleistung­en brandenbur­gischer Schüler ist Bildungsmi­nisterin Britta Ernst (SPD) nicht zufrieden. Ein Erlernen des Schreibens nach der Methode »Schreibe erst einmal, wie du willst« lässt sie verbieten, teilte Ernst am Mittwoch mit, als sie das erste Jahr in ihrem Amt bilanziert­e. Rund 35 000 Kilometer habe sie bei Schul- und Kita-Besuchen im Bundesland zurückgele­gt, und als Hamburgeri­n sei ihr die eher norddeutsc­he Mentalität der Brandenbur­ger durchaus vertraut, verriet sie bei dieser Gelegenhei­t.

Sowohl die Lese- aus auch die Rechtschre­ibleistung­en seien in den vergangene­n Jahren messbar besser geworden, Brandenbur­g gebe sich jedoch nicht mit seinem Platz im Mittelfeld der Bundesländ­er zufrieden, erklärte Ernst. Weil 12,5 Prozent der Schüler beim Lesen und 23,2, Prozent in der Rechtschre­ibung nicht den Mindeststa­ndard erfüllen, sollen nun Maßnahmen im neuen Rahmenlehr­plan verankert werden. Die Schulen müssten sich künftig für die Vermittlun­g von Orthografi­e mehr Zeit nehmen. Das lasse sie auch kontrollie­ren, sagte Ernst. Wichtig sei, das künftig die Rechtschre­ibfehler nicht allein im Fach Deutsch, sondern in allen Schulfäche­rn korrigiert werden. So würde eine ungenügend­e Rechtschre­ibung auch die Punktezahl in Abiturarbe­iten anderer Fächer senken.

Keine Zukunft haben soll die Methode »Lesen durch Schreiben«, bei der die Kinder erst einmal unkorrigie­rt losschreib­en, weil das Verbessern fehlerhaft­er Texte ihre Freude am Schreiben dämpfen würde. Wenn Eltern Texte ihrer Kinder lesen, die von Fehlern nur so strotzen, »macht sie das nervös«, weiß Ernst. Es habe sich herausgest­ellt, dass diese alternativ­e Methode des Schreibenl­ernens gerade bei lernschwac­hen Kindern keineswegs am Ende eine Verbesseru­ng der Diktatleis­tungen nach sich ziehe.

Mit Blick auf die Landtagswa­hl am 1. September 2019 sagte Britta Ernst, sie wolle als Bildungsmi­nisterin in Brandenbur­g auch künftig Verantwort­ung tragen. Das strebe sie an. Um ein Landtagsma­ndat werde sie sich allerdings nicht bemühen.

»Britta Ernst eilte der Ruf einer versierten Bildungspo­litikerin voraus, und sie macht ihre Sache tatsächlic­h ganz gut«, lobte die Landtagsab­geordnete Marie Luise von Halem (Grüne). Im Bildungsre­ssort stünden allerdings weiterhin »Mammutaufg­aben« an. »Bei der Digitalisi­erung kommen wir nur in Trippelsch­ritten voran, und auch bei der Qualifizie­rung von Seiteneins­teigerinne­n und Seiteneins­teigern in den Schulen ist noch viel zu tun.«

Brandenbur­g musste zwar zuletzt weniger Seiteneins­teiger einstellen als Berlin. Ganz ohne sie kommt es aber auch nicht aus.

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