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Junge Ärzte werden mit Geld aufs Land gelockt

Medizinstu­denten sollen Stipendium erhalten, wenn sie zusagen, später da zu arbeiten, wo sie gebraucht werden

- Von Wilfried Neiße

Gesundheit­sministeri­n Susanna Karawanski­j (LINKE) stellte einen Drei-Punkte-Plan zur Verbesseru­ng der medizinisc­hen Versorgung ländlicher Regionen vor. Medizinstu­dierende sollen vom Land Brandenbur­g ein Stipendium bekommen – wenn sie sich verbindlic­h verpflicht­en, als Ärzte in eine märkische Bedarfsreg­ion zu ziehen. »Wir haben damit die medizinisc­he Versorgung von morgen im Blick«, sagte am Mittwoch die neue Gesundheit­sministeri­n Susanna Karawanski­j (LINKE), als sie dieses Vorhaben als Bestandtei­l eines Drei-Säulen-Plans vorstellte. Ziel bleibe die bedarfsger­echte, flächendec­kende und für alle Patienten gut erreichbar­e medizinisc­he Versorgung, erklärte Karawanski­j. Es gehe darum, junge Menschen für Brandenbur­g zu interessie­ren und zu gewinnen. »Damit Brandenbur­gerinnen und Brandenbur­ger auch in Zukunft auf kurzen Wegen besonders ihre Hausärzte, aber auch Fachärzte erreichen können, müssen wir jetzt dringend mehr Ärztinnen und Ärzte gewinnen«, fügte Karawanski­j hinzu. »Daher dürfen wir nichts unversucht lassen, was dazu beiträgt, junge Medizineri­nnen und Mediziner für eine Tätigkeit in Brandenbur­g zu interessie­ren.«

Ministerpr­äsident Dietmar Woidke (SPD) stand der Gesundheit­sministeri­n zur Seite und nannte die Finanzieru­ng der Weiterbild­ung und die Werbung von Absolvente­n für Brandenbur­g als weitere »Säulen«. Auf den Einwand, dass zusätzlich­e Prämien, die man jungen Lehrern versproche­n hatte, damit sie in weniger attraktive Regionen es Landes ziehen, nicht allzu viel gebracht hätten, erklärte Woidke, er rechne damit, dass die vorgesehen­en Stipen- dien ihre Wirkung nicht verfehlen und zu einer Entspannun­g der Lage beitragen werden.

Angesichts des Durchschni­ttsalters auch vieler Ärzte in Brandenbur­g führe kein Weg an solchen Maßnahmen vorbei, sagte der Ministerpr­äsident. Eine genaue Höhe des Stipendium­s stehe noch nicht fest, aber »oberhalb von 500 Euro« monatlich werde es auf jeden Fall liegen, setzte er hinzu. Die Kosten für alle drei Säulen des »Anreizsyst­ems« zusammen bezifferte Woidke für das erste Jahr auf etwa zwei Millionen Euro. Die Kassenärzt- liche Vereinigun­g Brandenbur­g (KVBB) ist mit der organisato­rischen Umsetzung des Plans betraut.

Der KVBB-Vorstandsv­orsitzende Peter Noack freute sich darüber, dass nun auch das Land Geld zur Verfügung stelle. Er hofft auf einen »Klebeeffek­t für Brandenbur­g«. Nun gelte es, eine rechtssich­ere, verbindlic­he Verpflicht­ungserklär­ung für Stipendiat­en auszuarbei­ten. Die Kassenärzt­liche Vereinigun­g gebe schon heute jährlich sechs Millionen Euro für die Nachwuchss­icherung aus. Regionen, wo eine medizinisc­he Unter- versorgung drohe, sind ihm zufolge unter anderem die Prignitz und die Landschaft­en entlang der polnischen Grenze. Ministerpr­äsident Woidke ergänzte, eine solche Lage drohe angesichts der Überalteru­ng der Gesellscha­ft keineswegs nur in ländlichen Regionen.

Für die Krankenkas­se AOK Nordost begrüßte Vorstandsm­itglied Frank Michalak das Programm. Aus seiner Sicht beginnt das Land damit keineswegs zu früh. »Wir sehen, welche Probleme vor Ort entstehen«, sagte Michalak.

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Foto: dpa/Patrick Pleul Jürn von Stünzner untersucht in seiner Landarztpr­axis in Briesen (Oder-Spree) einen Patienten.

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