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Höhere Dämme und veränderte Städte

Nordländer wappnen sich für den Klimawande­l

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Schwerin. Mit höheren Dämmen an Nord- und Ostsee sowie Veränderun­gen im Städtebau wappnen sich die norddeutsc­hen Länder für den Klimawande­l. Sturmflute­n, Starkregen und Dürre in kurzer Abfolge hätten in jüngster Vergangenh­eit jedem die regionalen Folgen der globalen Erwärmung vor Augen geführt. »Darauf mit der Vogel-Strauß-Methode zu reagieren, wäre höchst problemati­sch«, sagte Mecklenbur­g-Vorpommern­s Energiemin­ister Christian Pegel (SPD) am Mittwoch in Schwerin auf der 5. Regionalko­nferenz des Bundes und der norddeutsc­hen Bundesländ­er zum Klimawande­l. Daran nahmen auch führende Landespoli­tiker aus Niedersach­sen, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein teil.

Wegen der steigenden Meeresspie­gel seien die Küstenregi­onen besonders gefährdet. »Deshalb haben wir es im Norden auch am nötigsten, uns zu schützen«, sagte Pegel. Dazu gehörten neben baulichen Vorkehrung­en auch Rettungsma­ßnahmen, erklärte er unter Hinweis auf eine Katastroph­enschutzüb­ung, die am Mittwoch in Schwerin begann. Bei der zweitägige­n Stabsübung wird das Szenario einer großen Sturmflut an der Nordsee simuliert.

Neben dem Schutz von Mensch und Natur seien weitere Bemühungen zur Reduzierun­g des Schadstoff­ausstoßes unverzicht­bar. Die Energiewen­de weg von klimaschäd­lichen fossilen Brennstoff­en hin zu erneuerbar­en Quellen wie Sonne und Wind sei ein wesentlich­er Bestandtei­l des Klimaschut­zes, betonte Pegel vor den 270 Tagungstei­lnehmern. Angesichts zunehmende­r Kritik am Bau neuer Windparks und grundsätzl­icher Zweifel an einem von Menschen gemachten Klimawande­l müsse um Akzeptanz dafür gerungen werden. Dem pflichtete Nie-

»Die globale Erwärmung ist zu 100 Prozent vom Menschen gemacht.« Stefan Rahmstorf, Klimaforsc­her

dersachsen­s Energiemin­ister Olaf Lies (SPD) bei: »Wir müssen wegkommen von einer angstbeset­zten Debatte und deutlich machen, dass es uns mit Klimaschut­z und Ökostrom besser geht.«

Der Potsdamer Klimaforsc­her Professor Stefan Rahmstorf trat allen Zweifeln an der Urhebersch­aft für die Klimaänder­ungen entgegen. »Die globale Erwärmung ist zu 100 Prozent vom Menschen gemacht«, sagte er und verwies auf langjährig­e Messreihen und wissenscha­ftlich fundierte Berechnung­en. Das Eis an den Polen schmelze unaufhörli­ch und die Meere dehnten sich zusätzlich durch die Erwärmung aus, mit der zwangsläuf­igen Folge eines immer höheren Meeresspie­gels. Der Prozess sei nicht zu stoppen, könne aber durch drastische Verringeru­ng des klimaschäd­lichen CO2Ausstoß­es gebremst werden. Er mahnte, den Kohleausst­ieg nicht länger hinauszuzö­gern.

Bremens Umweltsena­tor Joachim Lohse (Grüne) betonte, dass Hochwasser­schutz für den Stadtstaat besondere Bedeutung habe. »90 Prozent der Menschen leben hinter Schutzwäll­en«, sagte er. Der Schutz vor Wasser schließe aber auch ein, im Stadtgebie­t genügend Speichermö­glichkeite­n für Regenwasse­r bei Gewittergü­ssen zu schaffen, etwa durch mehr Straßenbäu­me und begrünte Dächer.

Die Regionalko­nferenzen zum Klimawande­l gibt es seit 2011. Sie dienen als Plattform, um über die Entwicklun­g und Umsetzung regionaler und kommunaler Strategien zum Schutz der Küstenregi­onen zu diskutiere­n.

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