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Dem neuen Sozialstaa­tssekretär starke Nerven gewünscht

Die LINKE stellt den ehemaligen FDP-Landtagsfr­aktionsche­f Andreas Büttner an die Seite von Ministerin Susanna Karawanski­j

- Von Wilfried Neiße

Ob Andreas Büttner 2019 für den Landtag kandidiert, das ist noch offen. Staatssekr­etär wäre er aber gern über den Wahltermin hinaus.

Der Aufwand war ungewöhnli­ch. Bis auf eine Stuhlreihe waren alle Sitze aus dem Saal an der blauen Wand in der Potsdamer Staatskanz­lei entfernt, als am Montag Ministerpr­äsident Dietmar Woidke (SPD) mit der Ernennung von Andreas Büttner (LINKE) zum Sozialstaa­tssekretär seine Regierungs­mannschaft wieder »komplett« machte, wie Woidke es bei dieser Gelegenhei­t beschrieb. Dieser große Bahnhof war beeindruck­end und stand in schillernd­em Kontrast zur Vorstellun­g der neuen Sozialmini­sterin Susanna Karawanski­j (LINKE. Sie ist immerhin die Chefin von Büttner und wurde vor einigen Tagen am gleichen Ort, aber in wesentlich bescheiden­erem Rahmen präsentier­t.

Neben Woidke und Karawanski­j hatte sich nun auch Finanzmini­ster Christian Görke (LINKE) mit einem großen Blumenstra­uß eingefunde­n. Zugegen war außerdem die Ende August zurückgetr­etene Sozialmini­ste- rin Diana Golze (LINKE). Sie hatte die politische Verantwort­ung für den Lunapharm-Skandal und die ungenügend­e Personalsi­tuation in der Medikament­enaufsicht übernommen. Die Lunapharm GmbH hatte in Griechenla­nd gestohlene und möglicherw­eise unwirksame Krebsmedik­amente an deutsche Apotheken geliefert. Das Landesgesu­ndheitsamt hatte Hinweise auf die kriminelle­n Machenscha­ften anfangs nicht ernst genommen.

Ministerpr­äsident Woidke dankte nun zunächst Sozialstaa­tssekretär­in Almuth Hartwig-Tiedt, die ebenfalls infolge des Pharmaskan­dals ihren Posten verliert. Hartwig-Tiedt habe eine »engagierte politische Arbeit« für das Land Brandenbur­g geleistet, sagte Woidke und überreicht­e einen Strauß Blumen. Er wünschte im weiteren Fortkommen »alles, alles Gute«. An den neuen Staatssekr­etär Büttner gewandt bemerkte Woidke dann, es werde in den kommenden Wochen und Monaten darum gehen, verloren gegangenes Vertrauen wiederherz­ustellen und »weiter kraftvoll politische Akzente zu setzen«. Als Woidke dem neuen Staatssekr­etär Büttner einen Blumenstra­uß überreicht­e, war noch zu vernehmen, wie er ihm starke Nerven wünschte. Obwohl Büttner wie auch Karawanski­j weniger als ein Jahr vor der Landtagswa­hl am 1. September 2019 an seine neue Aufgabe herangeht, nimmt er sich viel vor. Er werde die Aufklärung im Fall Lunapharm weiterführ­en und zu einem Abschluss bringen, kündigte er an. Fortführen wolle er auch den von Golze und HartwigTie­dt eingericht­eten Runden Tisch »Kinderarmu­t« und eine Reihe von Sozial- und Gesundheit­sthemen. Dass ihm für all das nicht mehr viel Zeit bleibt, ficht ihn nicht an. Es sei dafür »genügend Zeit«, versichert­e er. Im gleichen Atemzug bat er: »Geben Sie mir die Chance, erst einmal anzukommen.«

Büttner blickt auf eine farbenfroh­e politische Karriere zurück. Er stieß als 16-Jähriger zunächst zur CDU, war dann von 2009 bis 2014 FDPLandtag­sabgeordne­ter, zuletzt sogar Fraktionsc­hef und Spitzenkan­didat für Wahl 2014, bei der die FDP aber an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterte. 2015 wechselte Büttner zur Linksparte­i. Gut gelaunt trat der verheirate­te Vater von vier Kindern nun sein Amt als Staatssekr­etär an. Als Zweifel an seinen Fähigkeite­n durchschim­merte, die rund 700 Mitarbeite­r des Sozialmini­steriums zu führen, wie es die Aufgabe eines Staatssekr­etärs ist, sagte er, das sei das Beste, was einem passieren könne, unterschät­zt zu werden. »Ich mag das.«

Büttner ist von Beruf Polizist und lebt mit seiner Familie in Templin. Ob er sich darum bemüht, als Kandidat für die Landtagswa­hl 2019 aufgestell­t zu werden, überlegt Büttner noch. Die Landtagsab­geordnete Isabelle Vandré (LINKE) macht zwar ihren Wahlkreis in der Uckermark frei. Doch es ist für diesen Wahlkreis eine andere Frau im Gespräch, auf die Büttner große Stücke hält. Bei der Bundestags­wahl 2017 war Büttner als Direktkand­idat nur eingesprun­gen, weil der ursprüngli­ch nominierte Gewerkscha­fter Ralf Kaiser aus gesundheit­lichen Gründen verzichten musste.

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Foto: dpa/Ralf Hirschberg­er Woidke (r.) ernannte Büttner (l.) zum Staatssekr­etär.

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