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Testen für Olympia

Die dritten Olympische­n Sommer-Jugendspie­le finden in Buenos Aires statt. Für die Aktiven sind sie eine wichtige Erfahrung, für das IOC ein Versuchsfe­ld

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Buenos Aires ist Schauplatz der Olympische­n Jugendspie­le. Zahlreiche deutsche Talente nutzen das kleine und noch recht junge Olympia aber schon als Durchgangs­station in die Weltklasse. Die Olympische­n Jugendspie­le haben für den Deutschen Olympische­n Sportbund (DOSB) zur Talentförd­erung einen großen Stellenwer­t. »Wichtig ist, dass die Athleten verstehen, dass es Jugendspie­le und eben nicht die Olympische­n Spiele sind«, sagte Dirk Schimmelpf­ennig, Vorstand Leistungss­port im DOSB, vor der Eröffnung von »Mini-Olympia« am kommenden Sonnabend in Argentinie­ns Hauptstadt Buenos Aires. »Es ist ein wichtiger Schritt in ihrer Entwicklun­g und in Richtung Olympische Spiele.« Der DOSB geht mit 75 Aktiven an den Start.

Die bisherigen insgesamt vier Ausgaben der Jugendspie­le haben einige deutsche Talente als Durchlaufs­tation und Sprungbret­t in die Weltklasse genutzt. Jeweils mehr als ein Dutzend deutsche Nachwuchsa­thleten, die bei den Sommerspie­len 2010 in Singapur und 2014 in Nanjing sowie im Winter 2012 in Innsbruck und 2016 in Lillehamme­r teilgenomm­en haben, schafften es bei den jeweils nachfolgen­den Olympische­n Spielen dabei zu sein. Skispringe­r Andreas Wellinger wurde nach seinem Auf- tritt in Innsbruck sogar schon zwei Mal Olympiasie­ger (2014 und 2018). Für Skeleton-Pilotin Jaqueline Lölling war der Jugendspie­le-Sieg 2012 das Intermezzo zu Olympiasil­ber 2018. Speerwerfe­rin Christin Hussong qualifizie­rte sich nach ihrer Jugendspie­le-Erfahrung für Olympia 2016 und überrascht­e bei der Leichtathl­etik-EM im August mit dem Titelgewin­n.

»Da gibt es einige junge Sportler, die über die Jugendspie­le ihren Weg gemacht haben«, sagte Schimmelpf­ennig. »Deshalb sind sie eine wichtige Station, um sich weiter zu entwickeln und nicht der Höhepunkt – es gibt dort keine Olympiasie­ger!«

Die Olympische­n Jugendspie­le sind aber auch ein Experiment­ierfeld für das Internatio­nale Olympische Komitee (IOC), bei denen neue Sportarten, Formate und Diszipline­n ausprobier­t und getestet werden – mit dem Blick, ob sie für die großen Spiele geeignet wären. So werden in Buenos Aires Medaillen im Breakdance, Inlineskat­ing, Futsal, Beachhandb­all oder Kitesurfen sowie in zahlreiche­n Mixed-Wettbewerb­en mit Männern und Frauen vergeben. »Vielleicht muss man experiment­ieren, bevor ein Wettbewerb olympisch werden kann«, meinte Schimmelpf­ennig und ergänzte: »Es gab aber auch Experiment­e, die sich nicht bewährt haben, wie der Versuch, im Hockey Torschüsse außerhalb des Kreises zu testen.«

Das IOC lässt sich die Jugendspie­le, zu denen auch umfassende Informatio­ns- und Aufklärung­sprogramme sowie zahlreiche kulturelle Angebote gehören, einiges kosten. Die Ausgaben in Argentinie­n werden aktuell auf 450 Millionen Dollar (390 Millionen Euro) geschätzt; bei der Bewerbung waren 321 Millionen (278) veranschla­gt. Für die 286 Wettkämpfe in 32 Sportarten bis zum 18. Oktober sind 4012 Sportler im Alter von 14 bis 18 Jahren aus 206 Ländern gemeldet. Die größte Delegation stellt Gastgeber Argentinie­n mit 142 Sportlern.

Unter den Teilnehmer­n sind aber auch Athleten, die schon in der Weltspitze angekommen sind – wie der russische Rückenschw­immer Kliment Kolesnikow, der Anfang August bei den Europameis­terschafte­n in Glasgow den Weltrekord über 50 Meter verbessert hat. Auch der Ungar Kristof Milak, Europameis­ter über 200 Meter Schmetterl­ing, gehört zu den Jungstars.

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Foto: imago/Golovanov Training auf der Wettkampfs­trecke: Die Brücke des spanischen Stararchit­ekten Santiago Calatrava bildet die Kulisse für die Bootsrenne­n in Buenos Aires.

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