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Der Nobelpreis soll strahlen

Lotte Laloire begrüßt die Wahl des norwegisch­en Komitees

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Nach Friedensno­belpreisen für die Kriegsführ­er und Waffenexpo­rteure Barack Obama 2009 und die Europäisch­e Union 2012 hat das Komitee dieses Jahr fast alles richtig gemacht.

Mit dem Preis für die UN-Sonderbots­chafterin Nadia Murad wird sowohl das Leid einer ganz normalen jungen Frau anerkannt als auch der dringend nötige Einsatz der Aktivistin gegen sexuelle Gewalt im islamische­n Kontext. Die 25-jährige Jesidin weiß nach der Gefangensc­haft durch den IS, wovon sie spricht, und bringt damit selbst gestandene EU-Parlamenta­rier zum Weinen. Bestenfall­s strahlt ihr Preis auf die Arbeit anderer gläubiger und nicht gläubiger Feministin­nen, die seit Jahren auf sexistisch­e Gewalt im Namen des Islam aufmerksam machen.

Eine weitere Sache ist richtig an der Auswahl. Die Ehrung des Frauenarzt­es Denis Mukwege aus der Demokratis­chen Republik Kongo zeigt, wie sich afrikanisc­he Männer in beeindruck­ender Weise feministis­ch engagieren. Mukwege und seine Würdigung könnte auch andere Herren – ob Ärzte, ob Aktivisten – zum antisexist­ischen Kampf inspiriere­n.

Bleibt das »fast«. Bei der zweifellos verdienten Auszeichnu­ng sollte hierzuland­e eines nicht vergessen werden: Sexuelle Gewalt gibt es nicht nur bei den »Anderen«. Auch der globale Norden hat seine Konfliktre­gionen – vom Kindergart­en über die Straßenkre­uzung bis zur Ehe. Aber natürlich kann ein Friedensno­belpreis auch nicht alles auf einmal in den Fokus rücken.

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