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Klimaschut­z ohne Plan B

- Kurt Stenger über Folgerunge­n aus dem IPCC-Bericht

Eine gute Nachricht kann sich auch übel auswirken: Noch ist es möglich, den Klimawande­l auf ein nicht ganz katastroph­ales Niveau zu begrenzen, meint der Weltklimar­at IPCC. Vorausgese­tzt, dass in den kommenden Jahren der Schalter umgelegt und der Übergang in eine CO2-neutrale Wirtschaft­sweise vollzogen wird.

Was den Entscheidu­ngsträgern Dampf machen soll, könnte allerdings das Gegenteil bewirken. Bei den Regierunge­n, die ja nur bis zur nächsten Wahl denken, kommt die Botschaft rüber: Es ist noch Zeit. So war es die ganzen Jahre, seit Klimaschut­z weit oben auf der Agenda steht. Der neue IPCC-Sonderberi­cht könnte das Problem noch verschärfe­n: Erstmals legt die Wissenscha­ftlerzunft nahe, dass man ja gar nicht unbedingt die Emissionen drastisch mindern muss. Man könnte als Plan B theoretisc­h CO2 später mittels Geoenginee­ring wieder »einfangen«.

Solche Techniken bergen zu große Risiken, als dass man sich beim Kampf gegen die Erderwärmu­ng auf sie verlassen könnte. Diesmal könnten die Physiker und Meteorolog­en von den viel gescholten­en Ökonomen lernen. Der frischgeba­ckene Nobelpreis­träger William Nordhaus gilt als Erfinder des CO2-Preises: Mittels monetären Drucks werden die Marktakteu­re dazu gebracht, ihre Emissionen stark zu senken. Das wäre einfach, gerecht, global umsetzbar. Es ist nicht das Allheilmit­tel, könnte aber mit dafür sorgen, dass die gute Nachricht des IPCC zum Fanal der Hoffnung wird.

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