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Südpazifis­ches Flüssiggas für China

Papua-Neuguinea ist der erste Pazifiksta­at an der Neuen Seidenstra­ße und könnte vom Handelskon­flikt mit den USA profitiere­n

- Von Bernd Schröder

Papua-Neuguinea hat bislang Probleme bei seiner Erdgasförd­erung. Doch nun könnte der Inselstaat im Südpazifik aus dem Handelskon­flikt zwischen den USA und China Kapital schlagen. Im vergangene­n Jahr hatte es so ausgesehen, als sei die Wirtschaft Papua-Neuguineas auf Erfolgskur­s: Der Inselstaat im Südpazifik hatte es in die Top 10 der weltgrößte­n Exporteure von Flüssiggas (LNG) geschafft. Die Regierung setzt auf diese Einnahmequ­elle, um dem Land mit seinen acht Millionen Einwohnern zu mehr Wohlstand zu verhelfen – Hoffnungen, die sich bisher nicht erfüllt haben. Dabei galt das 2014 in Betrieb gegangene, vom US-Konzern ExxonMobil geführte »Papua-Neuguinea-Flüssigerd­gas-Projekt« als Klassenpri­mus der Branche. Die seitdem generierte­n Einnahmen fielen jedoch, gemessen an den Erwartun- gen, weit weniger üppig aus, was die Wirtschaft belastet.

Vorangegan­gen war ein schweres Erdbeben im Februar 2018. Ein Schlüsself­eld des Projekts lag nur acht Kilometer vom Epizentrum entfernt. ExxonMobil stellte den Betrieb der dortigen Gasaufbere­itungsanla­ge ein. Zwar wurde die Förderung im April wieder aufgenomme­n, doch drei Monate später gab ExxonMobil bekannt, man habe aufgrund von Konflikten mit Bewohnern des betroffene­n Hochlandes den Bau einer dringend benötigten Gaspipelin­e eingestell­t. Zuvor waren Baustellen zerstört worden.

Um die Einkommens­lücke aus dem Erdgasgesc­häft zu schließen und die schwächeln­de Wirtschaft wiederzube­leben, wendet sich Papua-Neuguinea inzwischen verstärkt China zu. Der Staat schuldet der Export-ImportBank Chinas bereits fast 1,9 Milliarden US-Dollar, die in Infrastruk­turvorhabe­n geflossen sind. Dies entspricht fast einem Viertel der Gesamtschu­lden des Landes.

Das Wirken Pekings wird spätestens Mitte November sichtbarer werden. Dann treffen sich die Führer der Pazifik-Anrainerst­aaten, darunter auch US-Präsident Donald Trump und Chinas Präsident Xi Jinping, in der Hauptstadt Port Moresby beim Asiatisch-Pazifische­n Wirtschaft­skooperati­onsforum. Das dortige Kongressze­ntrum war mit Zuschüssen und von Arbeitern aus China errichtet worden.

Bei einem Besuch von Premiermin­ister Peter O’Neill in Peking im Juni dieses Jahres war Papua-Neuguinea als erster pazifische­r Staat der OneBelt-One-Road-Initiative beigetrete­n. Mit dem Projekt einer Neuen Seidenstra­ße will China Geschäfte, Handel sowie seinen strategisc­hen Einfluss ausweiten. Im November 2017 hatte Peking versproche­n, Straßen im Umfang von 3,5 Milliarden US-Dollar in Papua-Neuguinea zu bauen, eine Verpflicht­ung, die China zum größten Hilfsgeber des Landes machen würde. Außerdem hat die Volksrepub­lik in Nickelmine­n, Kraftwerke und andere Projekte investiert. Und sie bezieht auch Erdgas.

Sollte Papua-Neuguinea die Probleme rund um das LNG-Projekt von ExxonMobil in den Griff bekommen, könnte man aus dem sich verschärfe­nden Handelsstr­eit zwischen den USA und China Kapital schlagen. Denn Peking hat im August Handelszöl­le eingeführt, die auch auf Ölprodukte und Kohle aus den USA abzielen – ei- ne Reaktion auf US-Zölle auf chinesisch­e Güter, die am selben Tag in Kraft traten. Aufgrund der Übersichtl­ichkeit der Palette importiert­er Waren aus den USA könnten Energieträ­ger in einer möglichen nächsten Runde in den Fokus chinesisch­er Gegenzölle rücken. Dortige Importeure von USEnergiet­rägern arbeiten bereits an einer Umstruktur­ierung ihrer Käufe. Das würde vor allem Folgen für den Spotmarkt haben, auf dem kurzfristi­ge Geschäfte abgewickel­t werden und auf dem im Falle der Erhebung von Sonderzöll­en gerade im Winter mit Verknappun­gen zu rechnen sein wird. Hier könnte Erdgas aus Papua-Neuguinea dank der geografisc­hen Nähe zum Zuge kommen.

Auch außerhalb des Spotmarkte­s, so rechnen Beobachter, dürfte der Handelszwi­st zu Reibungen führen. Erst im Februar hatte der größte chinesisch­e Ölkonzern, PetroChina, zwei Flüssiggas-Liefervert­räge mit Cheniere Energy aus den USA abgeschlos­sen, Laufzeit: 25 Jahre.

Um die Einkommens­lücke aus dem Erdgasgesc­häft zu schließen und die schwächeln­de Wirtschaft wiederzube­leben, wendet sich Papua-Neuguinea inzwischen verstärkt China zu.

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