nd.DerTag

Gedenkstät­te läuft wie immer

- Martin Kröger hat eine Führung im Ex-Gefängnis mitgemacht

Die Führungskr­ise der Gedenkstät­te Berlin-Hohenschön­hausen ist in der täglichen Erinnerung­sarbeit vor Ort nicht spürbar. Dass der ehemalige Gedenkstät­tenleiter Hubertus Knabe und sein Stellvertr­eter Helmuth Frauendorf­er jüngst nach Vorwürfen sexueller Übergriffe von ihren Aufgaben durch den Stiftungsr­at der Gedenkstät­te entbunden wurden, spielt zumindest in den Führungen für die Besucher keine Rolle. »Business as usual«, sagt einer der Historiker auf Nachfrage, der die eineinhalb­stündigen Führungen durch die ehemalige Untersuchu­ngshaftans­talt des Ministeriu­ms für Staatssich­erheit (MfS) macht. Soll heißen: Alles geht seinen Gang.

Die Befürchtun­g, dass die wichtige Erinnerung­sarbeit der Gedenkstät­te durch die Berichters­tattung gefährdet werden könnte, scheint unbegründe­t zu sein. Die vielen Historiker und Zeitzeugen verrichten einfach weiter ihre Arbeit. Zugleich ist das Interesse an den Haftbeding­ungen des Untersuchu­ngsgefängn­isses der Stasi und dem vorher dort existieren­den Speziallag­er der Sowjetunio­n ungebroche­n. Erst im Frühjahr wurde die fünfmillio­nste Besucherin in der Gedenkstät­te begrüßt. Auch in diesen spätsommer­lichen Tagen werden mehrere Gruppen gleichzeit­ig durch die Zellen geführt, die »Tigerkäfig­e« für die Freigänge und die Vernehmung­sräume.

Gleich zu Beginn der Führung durch die Gedenkstät­te kommen die Namen Knabe und Frauendorf­er doch vor. Beide haben den 30-minütigen Dokumentar­film »Das Stasi-Gefängnis Berlin-Hohenschön­hausen« aus dem Jahr 2004 produziert, der zur Einführung in einem Raum gezeigt wird. Anschließe­nd beschwert sich eine Frau, weil ihr der Streifen zu »reißerisch« ist. Die Besucherin wünscht sich einen Film, der das Thema sachlicher darstellt.

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Foto: nd/Camay Sungu

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