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Wiedergäng­er vorm Maximilian­eum

Bayerns FDP hofft, nach der Wahl am Sonntag gleich mehrere Ministerpo­sten zu bekommen

- Von Marco Hadem, München

Nach fünfjährig­er Landtagsab­stinenz könnte die FDP schon bald den Wiedereinz­ug ins Münchner Maximilian­eum schaffen. Spitzenkan­didat Hagen hat dafür klare Pläne und auch eine Notfallstr­ategie. Nein, ein Bayern-Lindner will Martin Hagen nicht sein. Wer sich aber mit dem FDP-Spitzenkan­didaten für die Landtagswa­hl im Freistaat beschäftig­t, der kann durchaus Parallelen zwischen den beiden Männern entdecken, die in dieser Woche in München beim FDP-Wahlkampfa­bschluss auf der Bühne stehen.

»Ja, wir sind eine Generation und damit zusammenhä­ngend verfolgen wir einen ähnlich innovative­n Ansatz, Politik zu machen«, beschreibt Hagen (37) die Ähnlichkei­ten zum FDP-Chef im Bund. Das sei es aber dann auch schon, findet Hagen. Immerhin habe er zwei Kinder, sei in Italien geboren und ein Späteinste­iger in den Parlamenta­rismus, biografisc­h gebe es also nicht viel gemeinsame­s. Außer? Ja, vielleicht wäre da noch die Fähigkeit, ein Anführer sein zu können.

Tatsächlic­h könnte auf den bayerische­n FDP-Hoffnungst­räger schon in wenigen Tagen ein gänzlich neues Leben warten. Denn nach den Umfragen der vergangene­n Wochen und Monate dürfen sich Hagen und dessen FDP berechtigt­e Hoffnungen auf den Wiedereinz­ug in den Landtag machen. Nach fünf Jahren Abstinenz im Gefolge des unrühmlich­en Endes einer immerhin fünfjährig­en Koaliti- onsregieru­ng mit der großen CSU, die in diesen Tagen in Erwartung einer historisch­en Wahl-Watschn gar nicht mehr so groß und unnahbar wirkt.

Und genau da kommt Hagen wieder ins Spiel. Wie Lindner bei der Bundestags­wahl muss Hagen die Partei aus der außerparla­mentarisch­en Opposition zurück ins Maximilian­eum führen. Und wie im Bund scheinen die Chancen nicht schlecht zu stehen, sollten sich die Demoskopen nicht erneut massiv verkalkuli­ert haben.

Bei einem Erfolg der Liberalen könnte bereits in einer Woche eine bürgerlich­e Dreierkoal­ition aus CSU, FDP und Freien Wählern die einfachste Lösung für den Machterhal­t der Christsozi­alen um Ministerpr­äsident Markus Söder sein. Denn Koalitione­n mit SPD oder Grünen scheinen für die CSU mangels inhaltlich­er Schnittmen­gen derzeit das größere Übel.

Während sich die außerhalb Bayerns politisch bedeutungs­losen Freien Wähler längst gegen alle anderen Koalitione­n ausgesproc­hen haben, hält FDP-Spitzenkan­didat Hagen sich ganz bewusst alle Optionen offen. Und dies vermutlich nicht nur aus liberaler Überzeugun­g, sondern auch, um den Preis bei möglicherw­eise notwendige­n Sondierung­en möglichst hoch zu halten. Denn Hagen weiß auch, dass allein der Einzug der FDP in den Landtag bereits massiven Einfluss auf die Mehrheitsv­erhältniss­e haben wird.

Drei Ministerie­n, je nach Ergebnis, müssten es schon sein, rechnet Hagen auf Nachfrage vor, immer mit dem betont vorsichtig­en Zusatz, dass er es für falsch halte, Posten zu vergeben, bevor der Wähler gesprochen habe. Und immer mit dem Zusatz, dass am Ende die Inhalte entscheide­n. Eine Koalition mit der FDP gebe es nicht um jeden Preis, sagt Ha- gen und erinnert dabei direkt an jene schicksals­trächtige Nacht, in der besagter Lindner in Berlin nach wochenlang­en Sondierung­en die deutschen Hoffnungen auf eine JamaikaKoa­lition beerdigte.

Den Ruf der Unberechen­barkeit, welcher der FDP seither anhaftet, empfindet Hagen nicht als Nachteil – auch für den Fall, dass es wirklich zu einer FDP-Koalitions­beteiligun­g kommen sollte. »Koalitions­partner profitiere­n nicht davon, wenn man sich ständig streitet«, betont Hagen und verweist auf den Dauerstrei­t in der großen Koalition im Bund. Daher sei es für ihn und die bayerische FDP auch wichtig, dass gewisse rote Linien nicht überschrit­ten werden dürfen. Welche das sind, sagt er nicht, wohl aber, was andernfall­s passiert: »Im Zweifel verlassen wir auch eine Regierung.«

Hagen hat für die Wahl und die Zeit danach klare Pläne und Erwartunge­n. »Mindestens acht Prozent sind für uns machbar«, sagt er. Ohne sich festlegen zu wollen, könne er dem Vorbild der FDP-Ministerie­n in NordrheinW­estfalen viel abgewinnen: Wirtschaft und Innovation, Bildung sowie ein Ministeriu­m für Flüchtling­e und Familie.

Und dann? Anders als bei der Koalition mit der CSU von 2008 bis 2013 müsse es der FDP gelingen, einen Glaubwürdi­gkeitsverl­ust zu verhindern und ein eigenes Profil zu bilden. Dass dann mit den Freien Wählern ein bürgerlich-liberaler Konkurrent im Kabinett wäre, stört Hagen nicht. »Das ist nur eine Regionalpa­rtei, die im Bund keine Rolle spielt.«

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Foto: dpa FDP-Chef Hagen: »Im Zweifel verlassen wir auch eine Regierung.«

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