Zunehmend bedrängt
In Bulgarien wurde die Journalistin Wiktorija Marinowa ermordet
Ein grausamer Mord schockiert Bulgarien. Wurde Wiktorija Marinowa zum zufälligen Opfer eines Verbrechens, oder wurde der 30-jährigen Reporterin des privaten TVSenders TVN ihr Journalistenberuf zum Verhängnis? Alle Spuren würden verfolgt, versicherte am Wochenende ein Sprecher der Polizei in der nordbulgarischen Donaustadt Ruse. Die besten Ermittler des Landes seien auf den Fall angesetzt, verspricht Premier Bojko Borissow und stellt das baldige Auffinden des Täters in Aussicht.
Vermutlich war die junge Reporterin am Samstag zur Vorbereitung auf einen Stadtlauf beim Joggen unterwegs, als sie von ihrem Mörder in einem Park mit einem stumpfen Gegenstand auf den Kopf geschlagen, vergewaltigt, erwürgt und ausgeraubt wurde. Nach der Malteserin Daphne Caruana Galizia und dem Slowaken Ján Kuciak ist Marinowa die dritte Journalistin in der EU, die innerhalb eines Jahres zum Opfer eines Mords wurde.
Lange Zeit hatte Marinowa bei dem TV-Sender TVN eine Live-StyleSendung moderiert, doch vor einigen Monaten übernahm sie die Leitung des Enthüllungsmagazins »Detector«. In ihrer letzten Sendung hatte sie zwei Enthüllungsjournalisten aus Rumänien und Bulgarien interviewt, die nicht nur mit ihren Recherchen zum Missbrauch von EUFördergeldern durch einen Baukonzern in den vergangenen Wochen in Bulgarien für kräftig Wirbel gesorgt hatten: Bei dem Versuch, das Verbrennen von Beweismaterial auf einem Feld bei Pernik zu filmen, waren die lästigen Journalisten Mitte September von der Polizei zeitweise verhaftet worden.
Nicht nur ihre Kollegen, sondern auch die bulgarischen und europäi-