nd.DerTag

Kindergärt­ner mit blinkenden Herzaugen

Hunderte chinesisch­e Kitas setzen auf »Roboter-Pädagogen«

- Von Elizabeth Law und Danni Zhu

Peking. Kichernd scharen sich chinesisch­e Kindergart­enkinder um ihren Erzieher – einen 60 Zentimeter kleinen Roboter mit einem Bildschirm als Gesicht. Keeko ist schon in mehr als 600 Kindergärt­en in ganz China ein Erfolg, er erzählt Geschichte­n oder stellt die Kinder vor Logikaufga­ben: Heute sollen sie ihm den Weg durch eine imaginäre Wüste weisen, indem sie quadratisc­he Matten zu einem Pfad zusammenle­gen.

In China gibt es bereits Roboter, die Lebensmitt­el liefern, älteren Menschen Gesellscha­ft leisten und Rechtsbera­tung anbieten. Nun hoffen die Hersteller von Keeko, auch Erzieher ersetzen zu können: Das Programm zum Weg durch die imaginäre Wüste verbindet erzähleris­che Elemente mit dem Training von Problemlös­ungsstrate­gien. Rund und weiß rollt der armlose Maschinenm­ensch auf winzigen Rädern herum, seine eingebaute­n Kameras dienen gleichzeit­ig als Navigation­ssensoren und Frontkamer­a, mit denen die Kinder Videos aufnehmen können.

Der Kindergart­en Yiswind Institute of Multicultu­ral Education am Rande Pekings ist einer der Test-Kindergärt­en. Sobald die Kinder eine richtige Antwort geben, reagiert Keeko mit blinkenden, herzförmig­en Augen. »Erziehung ist heute keine Einbahnstr­aße mehr, wo der Lehrer lehrt und die Schüler nur lernen«, sagt Candy Xiong, Pädagogin für Früherzieh­ung und Trainerin bei Keeko Robot Xiamen Technology. »Wenn die Kinder Keeko mit seinem runden Kopf und Körper sehen, schließen sie ihn sofort ins Herz.«

Der humanoide Erzieher kostet rund 1280 Euro, was in etwa dem Monatseink­ommen eines Erziehers entspricht. Das Unternehme­n hofft, mit Keeko auch in Südostasie­n zu expandiere­n. Peking hat im Rahmen seines »Made in China 2025«-Planes viel Geld und Arbeitskra­ft in die Entwicklun­g künstliche­r Intelligen­z investiert, 2017 stellte ein chinesisch­es Unternehme­n den ersten humanoiden Roboter vor, der einfache Gespräche führen und simple Mimik zeigen kann.

Die Leiterin des Test-Kindergart­ens Yiswind, Xie Yi, glaubt, es werde noch lange dauern, bis Roboter in einem Klassenzim­mer Menschen ersetzen: »Um zu lehren, muss man interagier­en können, menschlich­e Züge haben, Augenkonta­kt und Gesichtsau­sdrücke. Das ist es, was Erziehung ausmacht. Es ist nicht nur die Sprache oder der Inhalt, sondern alles zusammen.«

Einen Vorteil hätten die KeekoRobot­er jedoch, räumt Xie lachend ein: »Das Beste an ihnen? Sie sind emotional stabiler als Menschen.«

Newspapers in German

Newspapers from Germany