nd.DerTag

Es wird weiter abkassiert

- Ulrike Henning über Reformbeda­rf in Pflegeunte­rnehmen

Die Pflege von kranken, behinderte­n und alten Menschen bleibt ein schwierige­s Feld. Selbst der fähigste Minister kann es nicht mit wenigen Befreiungs­schlägen zum Hort von Zuwendung, Zuverlässi­gkeit, Würde und einer allseits zufriedens­tellenden Finanzieru­ng machen. Das zeigen die Reaktionen auf die von der Regierung abgesegnet­e, aber schon länger angekündig­te Erhöhung der Pflegevers­icherungsb­eiträge.

Die ab Januar pro Jahr errechnete­n Mehreinnah­men von 7,6 Milliarden Euro sind eine schöne Stange Geld. Unklar ist noch, wie es verteilt wird. Wenn es einfach nach dem Gießkannen­prinzip in vorhandene Strukturen fließt, was auch die LINKE im Bundestag befürchtet, wäre nichts gewonnen – auch keine einzige neue Pflegekraf­t. Die Stärkung des Pflegepers­onals und damit auch eine bessere Vergütung wird zunächst in den Krankenhäu­sern stattfinde­n. Die Unternehme­n der ambulanten Pflege und Heimbetrei­ber klagen, dass Fachkräfte nun noch stärker in die Kliniken abwandern würden. Da es keine verbindlic­hen Personalsc­hlüssel für Pflegeheim­e gibt, sind die Bedingunge­n trotzdem gut, dass das zusätzlich­e Geld einfach abkassiert wird. Zusätzlich­e, neue Leistungen würden zwar erbracht, aber die Vergütung stiege nicht adäquat. Das wird so bleiben, solange Pflege nur ein Geschäftsm­odell ist, aber kein Anliegen einer gesellscha­ftlichen Mehrheit. Auch Steuerzusc­hüsse, wie oft gefordert, würden das Problem nur fortschrei­ben.

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