nd.DerTag

Odyssee einer Patientin

- Von Roland Bunzenthal

Susanne Fajiron Schäfer hat mit ihren 52 Jahren eine lange medizinisc­he Leidensges­chichte hinter sich. Der Stand der Ärzte kam darin nicht immer gut weg. Manche Mediziner »ignorieren Vorbefunde ihrer Kollegen wie auch die Erfahrunge­n, die Patienten mit dem eigenen Körper gemacht haben«, schreibt die Autorin in ihrem jüngsten Buch über »das wichtigste Loch der Welt«.

Mit Schmerzen im Unterleib suchte Schäfer nach einem Arzt des Vertrauens. In Doktor Ripper (Name von ihr geändert) hoffte sie den Richtigen für eine Operation am Anus gefunden zu haben. Doch das Ergebnis des Eingriffs war ein Desaster, der Arzt hatte viel zu tief geschnitte­n und dabei den Anusmuskel verletzt. Schmerzhaf­te Haarrisse waren die Folge. Wohl oder übel konsultier­te Schäfer wieder jeden erreichbar­en Enddarmspe­zialisten. Die OP-Wunde schmerzte immer stärker, der Anus schwoll an und schloss den ohnehin schon engen Durchgang noch weiter. Schäfer beschreibt ihre Gefühle zu dieser Zeit: Verzweiflu­ng, Hoffnungsl­osigkeit bis hin zu Suizidgeda­nken. Schließlic­h fand die Patientin den Fachmann, der zuhören konnte und bereit war, nach neuen Behandlung­swegen zu suchen. Ein solcher innovative­r Schritt war die Therapie mit dem Nervengift Botox. Aber auch das brachte nicht den erhofften Erfolg. Nun schlug der Arzt mit einem künstliche­n Darmausgan­g (Stoma) eine Radikallös­ung vor. Schäfer wägt das Für und Wider ab, schließlic­h stimmt sie zu.

Der sprachlich­en Vulgäreben­e widmet die Autorin nur einen Absatz. Begriffe wie die deutsche Standardbe­schimpfung »Arschloch« würden dem sehr empfindlic­hen Körperteil nicht gerecht. Susanne Fajiron Schäfer: Das wichtigste Loch der Welt. Glaré Verlag Frankfurt am Main 2018, Taschenbuc­h, 216 Seiten, 17,90 Euro.

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