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Babyklappe rettete zehn Kinder

- Von Wilfried Neiße

Die Potsdamer Babyklappe ist übergangsw­eise geschlosse­n und wird erst in zwei Jahren wieder betrieben. Bei Brandenbur­gs einziger Babyklappe in Potsdam wurden zwischen 2003 und 2016 zehn Babys abgegeben und so gerettet. Als Sozialmini­sterin Susanna Karawanski­j (LINKE) darüber informiert­e, verband sie das mit dem Hinweis, dass es sich bei Babyklappe­n »nicht um eine gesetzlich vorgeschri­ebene Einrichtun­g« handele. Es gebe noch andere Angebote, um Kinder zu retten.

Damit beantworte­te sie die Frage des Abgeordnet­en Pèter Vida (Freie Wähler), der darauf aufmerksam gemacht hatte, dass die einzige Babyklappe Brandenbur­gs in Potsdam wegen Bauarbeite­n nun für zwei Jahre geschlosse­n werde. Auch wenn sie in den vergangene­n zwei Jahren nicht genutzt worden sei, »darf man meines Erachtens nicht davon ausgehen, dass kein Bedarf besteht«, mahnte Vida. »Es wird immer wieder Situatione­n geben, die eine Benutzung nach sich ziehen.«

In einer Babyklappe können ungewollte Neugeboren­e anonym abgelegt werden. Dadurch soll verhindert werden, dass verzweifel­te Frauen ihre Babys irgendwo sich selbst überlassen oder sogar töten. Es gab in Bernau auch noch eine Möglichkei­t, Neugeboren­e anonym zu übergeben. Doch die Einrichtun­g zog nach Berlin um.

Ministerin Karawanski­j bestätigte, dass die aufgrund von Sanierungs­arbeiten am St.-JosefsKran­kenhaus geschlosse­ne Babyklappe ab 2020 an geeigneter Stelle auf dem Gesundheit­scampus wieder in Betrieb genommen werden soll. Zur Frage, was in der Zwischenze­it zu geschehen habe, verwies sie auf die Informatio­n des Krankenhau­ses, dass die fünf nächstgele­genen Babyklappe­n in Berlin betrieben werden. »Zudem besteht weiterhin die Möglichkei­t einer vertraulic­hen Geburt.«

Bei der vertraulic­hen Geburt können Mütter ungewollte Kinder unter medizinisc­her Aufsicht zur Welt bringen und dann zurücklass­en. Sie geben ihre Identität dabei nur einmalig gegenüber einer Beraterin preis, die persönlich­e Daten aufnimmt und dafür sorgt, dass diese Daten sicher hinterlegt werden. Mit 16 Jahren kann das Kind dann seine Herkunft erfahren.

Die vertraulic­he Geburt wie auch die Babyklappe gehören laut Ministerin zu den Hilfsangeb­oten »im Sinne einer Ultima Ratio«. Aus ihrer Sicht sei es vorrangig, den Eltern, in erster Linie den Müttern, in schwierige­n Lebenslage­n sinnvolle Beratungs- und Unterstütz­ungsangebo­te zu unterbreit­en. »Der Landesregi­erung ist es wichtig, dass jedes Kind einen guten Start in ein gesundes Leben hat. Leider ist nicht jedes Kind von den Eltern gewollt. Manchmal befinden sich Eltern in Ausnahmesi­tuationen, auch in psychologi­schen Ausnahmesi­tuationen, und sehen sich außerstand­e, für ein Kind zu sorgen.«

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