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Schwertfis­ch versenkte Fischerboo­t

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Ein Marlin hatte ein philippini­sches Fischerboo­t angegriffe­n. Es kenterte, und die Männer trieben tagelang auf dem Meer – bis sie schließlic­h von einem USMarinesc­hiff entdeckt wurden.

Manila. Ihre Geschichte erinnert ein wenig an Ernest Hemingways berühmte Novelle »Der alte Mann und das Meer«: Nach dem Angriff eines Marlins trieben fünf philippini­sche Fischer tagelang hilflos auf dem Südchinesi­schen Meer, bevor sie schließlic­h von einem Schiff der US-Marine gerettet wurden. Der rund 1,80 Meter große Speerfisch habe ihr Holzboot offenbar mit Beute verwechsel­t und es mit seinem speerförmi­gen Schnabel durchbohrt, berichtete der Chef der Crew, Jimmy Batiller, am Mittwoch der Nachrichte­nagentur AFP.

Er »bohrte zwei Löcher in den Boden« ihres Boots, das daraufhin rasch zu sinken begann, berichtete Batiller weiter. Nach seinen Angaben geschah das Unglück am Mittwoch vor einer Woche. Sie hätten es gerade noch geschafft, den Ausleger, Fässer sowie einige Holzplanke­n zu retten und daraus eine Art Floß zu bauen. Doch hätten sie nur wenig Wasser und Nahrung dabei gehabt.

»Nach zwei Tagen ging uns das Wasser aus. Wir versuchten, vorbeifahr­ende Schiffe auf uns aufmerksam zu machen, doch niemand kam zu unserer Rettung«, erklärte Batiller. Nach seinen Angaben aßen er und seine Männer nur noch rohen Reis und tranken in ihrer Verzweiflu­ng sogar etwas Meerwasser.

Am Montag dann wurde das Floß von dem US-Marineschi­ff »Wally Schirra« entdeckt. »Glückliche­rweise fuhren wir so langsam, dass wir die Fischer sehen konnten«, sagte Kapitän Keith Sauls. Der erste Maat Leon Hadley fügte hinzu: Die Fischer hätten Glück gehabt, dass sie das Seeabenteu­er überlebten. »Normalerwe­ise stirbt man nach zwei bis drei Tagen, wenn man reines Meerwasser oder Urin trinkt«, sagte er.

»Wir hatten die Hoffnung nie aufgegeben«, sagte der 41-jährige Familienva­ter Batiller, der inzwischen in der Hafenstadt Subic 80 Kilometer nordwestli­ch von Manila wieder mit seiner Familie vereint ist. »Erst als wir gerettet wurden, kamen die Tränen.« Nach Angaben der philippini­schen Küstenwach­e ist es das erste Mal in der Region, dass ein Boot von einem Marlin versenkt wurde.

In der preisgekrö­nten Novelle des US-Amerikaner­s Hemingway aus dem Jahr 1952 kämpft ein alter kubanische­r Fischer tagelang auf See mit einem riesigen Marlin, bevor es ihm letztlich gelingt, das Tier zu überwältig­en und zu töten – auf dem Heimweg aber wird der am Boot befestigte Marlin von Haien gefressen, es bleibt nur noch das Skelett übrig.

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