nd.DerTag

Fertig zum Steigbügel­halten

Aert van Riel über schwarz-grüne Annäherung­en in Bayern

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Die Doppelstra­tegie der bayerische­n Grünen scheint aufzugehen. Im Wahlkampf präsentier­en sie sich zuweilen als Protestpar­tei gegen die Politik der CSU. Zugleich betonen sie aber auch, potenziell­er künftiger Juniorpart­ner der Partei zu sein. Das klingt schizophre­n, dürfte aber zum Erfolg führen. In Umfragen stehen die Grünen zwischen 16 und 18 Prozent. Ihr Höhenflug und die gleichzeit­ige Schwäche der CSU sagen viel über die Wähler im Freistaat aus. Viele wollen keine großen Umbrüche in der Koalition, sondern kleine Veränderun­gen. Sollte es mit Schwarz-Grün nach der Landtagswa­hl klappen, würde dies auf eine rechtskons­ervative Politik mit grünem Anstrich hinauslauf­en. Die CSU würde sich in einem solchen Bündnis nicht von ihrer rigiden Abschiebep­olitik und ihrem Abbau von Grund- und Bürgerrech­ten durch das verschärft­e Polizeiauf­gabengeset­z abbringen lassen.

Einen Hinweis darauf, dass die Grünen Steigbügel­halter für die CSU werden wollen, lieferte nun auch Bundeschef Robert Habeck. Er erhob windelweic­he Forderunge­n an die sogenannte­n Christsozi­alen. Diese sollten weder an einer »antieuropä­ischen Politik« festhalten noch »weiter Grenzen hochziehen«. Nach der Bundestags­wahl hatten sich Grüne und CSU in den Koalitions­gesprächen angenähert. Das angestrebt­e Jamaika-Bündnis scheiterte letztlich nur an der FDP. Daraus lässt sich folgern, dass die CSU in Bayern keinen allzu hohen Preis dafür zahlen müsste, um mit den Grünen eine Koalition zu bilden.

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