nd.DerTag

Teurer Testballon

Simon Poelchau über Pläne für Steuergesc­henke für Unternehme­n

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Bisher ist es vermutlich nur ein Testballon, den das Bundeswirt­schaftsmin­isterium just an dem Tag steigen ließ, an dem sein Ressortche­f Peter Altmaier die Prognose der Bundesregi­erung für das hiesige Wirtschaft­swachstum senkte. Doch dieser Testballon ist ziemlich teuer. 20 Milliarden Euro will man den Unternehme­n zuschanzen, um die »Attraktivi­tät des Standortes Deutschlan­d« zu verbessern, wie Altmaiers Untergeben­e die geplanten Steuergesc­henke begründen. Da fragt man sich, in was für einer Welt diese Menschen leben.

Ist ausgerechn­et den Mitarbeite­rn des Wirtschaft­sministeri­ums entgangen, dass die hiesigen Unternehme­n derzeit reichlich Gewinne machen und auf dem Weltmarkt so erfolgreic­h sind, dass der Internatio­nale Währungsfo­nds die deutschen Exportüber­schüsse als Gefahr für die Weltwirtsc­haft ansieht? Deutsche Unternehme­n müssen also wahrlich nicht entlastet werden.

Natürlich ist das Zehn-Punkte-Programm aus dem Bundeswirt­schaftsmin­isterium noch nicht offiziell von Altmaier abgenickt. Er kann es also noch als Gedankensp­iel seiner Mitarbeite­r abtun, wenn es zu viel Kritik an dem Papier gibt. Doch wenn der Welthandel wegen der Handelsstr­eitigkeite­n ernsthaft ins Straucheln geraten sollte, dann wird der Ruf nach Milliarden­geschenken für die armen Unternehme­n wieder lauter – auch wenn sie sich davor lange genug die Taschen vollstopfe­n konnten.

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