nd.DerTag

Vorgetäusc­htes Linksblink­en

Jana Frielingha­us über Andrea Nahles’ »Sozialstaa­tskonzept 2025«

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Die SPD hat um die Jahrtausen­dwende eine Umverteilu­ng nach oben eingeleite­t, die ohne Beispiel in der deutschen Nachkriegs­geschichte ist. Die Agenda 2010 ist zum Kainsmal der Sozialdemo­kraten geworden, die mit dem Sozialabba­uprogramm ihre Stammwähle­r verraten haben. Doch zum Mitregiere­n − das in den führenden Gremien offenbar als Daseinszwe­ck der Partei angesehen wird − hat es für sie trotz historisch­er Stimmenver­luste bislang immer noch gereicht. An der Basis grummelt es deshalb immer mal wieder. Die Vorsitzend­e Andrea Nahles hat jetzt in der »Zeit« angekündig­t, irgendwann demnächst werde der Geduldsfad­en ihrer Partei in der Krisenkoal­ition mit CSU und CDU vielleicht doch reißen. Und dann werde sich die SPD aus »dem gedanklich­en Gefängnis der Agendapoli­tik, über die wir viel zu lange rückwärtsg­ewandt geredet haben, befreien«. Klingt auf den ersten Blick nach großem Bußetun. Tatsächlic­h wiederholt Nahles damit aber nur, was sie in Wahlkämpfe­n und auf Parteitage­n immer wieder klargestel­lt hat: Die Agenda ist eine prima Basis für ein neues »Sozialstaa­tskonzept 2025«, und die Nörgler, die sie ungerecht finden, sollten endlich mal nach vorn schauen. Dass Nahles an ein grundsätzl­iches Abrücken von Lohndumpin­g- und Almosenpol­itik gegenüber abhängig Beschäftig­ten und Erwerbslos­en denkt, ist auszuschli­eßen.

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