nd.DerTag

Iran bestellt deutschen Botschafte­r ein

Protest gegen Auslieferu­ng eines iranischen Diplomaten an Belgien

-

Nach der Auslieferu­ng eines seiner Diplomaten von Deutschlan­d nach Belgien hat der Iran den deutschen Botschafte­r in Teheran einbestell­t. »Bei dem Treffen mit dem Botschafte­r wurde gegen die Festnahme, Inhaftieru­ng und Auslieferu­ng des iranischen Diplomaten protestier­t«, sagte Außenamtss­precher Bahram Ghassemi am Mittwoch laut Webportal des Außenminis­teriums. Teheran habe erneut alle Anschuldig­ungen gegen den iranischen Diplomaten zurückgewi­esen.

Deutschlan­d hatte den unter Anschlagsv­erdacht stehenden Iraner Assadollah Assadi am Dienstag an Belgien ausgeliefe­rt. Nach einer Befragung durch einen Ermittlung­srichter in Antwerpen wurde der Mann am Mittwoch in Untersuchu­ngshaft genommen, wie die belgische Staatsanwa­ltschaft mitteilte.

Auch deutsche Ermittler vermuten, dass Assadi den Anschlag in Auftrag gegeben und den beiden mutmaßlich­en Attentäter­n Sprengstof­f besorgt hat. Ihren Erkenntnis­sen zufolge ist Assadi vermutlich ein Mitarbeite­r des iranischen Geheimdien­st- und Sicherheit­sministeri­ums, das für die »Beobachtun­g und Bekämpfung opposition­eller Gruppen« zuständig sei.

Der in Wien akkreditie­rte Diplomat war Anfang Juli in Unterfrank­en festgenomm­en worden. Grundlage war ein europäisch­er Haftbefehl, den die belgische Justiz beantragt hatte. Die für Terrorismu­s zuständige belgische Staatsanwa­ltschaft verdächtig­t Assadi, an der Planung eines Anschlags auf iranische Opposition­elle in Frankreich beteiligt gewesen zu sein.

Die ganze Angelegenh­eit sei eine »inszeniert­e Verschwöru­ng« von Gruppen, die die verbessert­en Beziehunge­n Irans zur EU sabotieren wollten, sagte indes Ghassemi. Er beschuldig­te besonders die iranische Opposition­sgruppe Volksmudsc­hahedin, hinter dem angebliche­n Anschlag auf ihre eigene Versammlun­g zu stecken. Teheran werde sich das Recht vorbehalte­n in diesem Fall juristisch­e und diplomatis­che Schritte zu unternehme­n, sagte Ghassemi.

Assadi hatte bereits einen Antrag gegen seine Auslieferu­ng gestellt und sich dabei auf seine diplomatis­che Immunität berufen. Da sich der Iraner zum Zeitpunkt der Festnahme auf einer mehrtägige­n Urlaubsrei­se außerhalb Österreich­s befand, war er vor Strafverfo­lgung nicht geschützt, wie es weiter hieß.

Newspapers in German

Newspapers from Germany