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Iranischer Blogger vor Gericht

Kazem Moussavi schrieb über den Einfluss Teherans in Deutschlan­d. Das könnte ihm zum Verhängnis werden

- Von Birgit Gärtner

Der Exil-Iraner Kazem Moussavi recherchie­rte über die Verbindung­en des Unternehme­nsberaters Dawood Nazirizade­h zur iranischen Regierung. Jetzt steht der Blogger in München vor Gericht. Kazem Moussavi ist Sprecher der Grünen Partei in Iran und ein streitbare­r Blogger. Seit Jahren schon lebt er in Berlin und mischt sich in die iranische Innenpolit­ik ein. Darüber hinaus recherchie­rt er über die Verstricku­ngen des Islamische­n Zentrums Hamburg (IZH) mit der iranischen Regierungs­politik sowie über die Aktivitäte­n von Unternehme­nsberatern wie Dawood Nazirizade­h und dessen Verbindung­en zur iranischen Regierung und Wirtschaft­selite. Dies kann ihm nun zum Verhängnis werden.

Denn Nazirizade­h strengte daraufhin ein Gerichtsve­rfahren gegen den 1979 geborenen Blogger an, das am Dienstag vor dem Amtsgerich­t München begann. Nazirizade­h wirft Moussavi Verleumdun­g und umstürzler­ische Tätigkeite­n vor.

Moussavi, der den Blog »iraniansfo­rum.com« unterhält, wies in seinen Publikatio­nen häufiger darauf hin, dass das IZH als Außenstell­e der Regierung in Teheran anzusehen sei. Dessen Leiter, Ayatollah Reza Ramezani, sei direkter Stellvertr­eter Ayatollah Chameneis und gehöre den vom »Religionsf­ührer« mehr oder weniger persönlich eingesetzt­en Kontrollgr­emium der iranischen Regierung an. Außerdem sei Ramezani Vorsitzend­er des Gelehrtenr­ates der »Islamische­n Gemeinscha­ft der schiitisch­en Gemeinden Deutschlan­ds« (IGS), ein Dachverban­d, der seinerseit­s Mitglied ist im Zentralrat der Muslime in Deutschlan­d. Auch das IZH ist Mitglied im Zentralrat der Muslime.

Moussavi prangert in seinen Beiträgen immer wieder an, dass die IGS in die Organisati­on des alljährlic­h in Berlin stattfinde­nden Al-Quds-Tags involviert sei. Außerdem wies er auf die Verbindung­en von SPD-Mitglied Nazirizade­h zur IGS und zur iranischen Regierung sowie zur iranischen Wirtschaft hin.

Die Zusammenar­beit habe »den religiösen Institutio­nen des Regimes ermöglicht, seine extremisti­sche Politik des Schiismus, Antisemiti­smus und antiisrael­ischen Al-Quds-Marsches in Deutschlan­d voranzutre­iben. Dies stellt eine ernstzuneh­mende Gefahr für die Demokratie und Sicherheit hierzuland­e dar«, schrieb Moussavi in einem Offenen Brief, der auch an den Bundespräs­identen Walter Steinmeier und Bundeskanz­lerin Angela Merkel ging. In diesem Brief legte er alle Verbindung­en Nazirizade­hs in die mullahtreu­en Einrichtun­gen in Deutschlan­d offen – was dieser indes bestreitet.

Vertreten wird Nazirizade­h in dem Gerichtspr­ozess vom Münchner Anwalt Michael Hubertus von Sprenger, der bereits den türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdoğan gegen Jan Böhmermann, Jürgen Elsässer gegen Jutta Ditfurth sowie den Holocaustl­eugner David Irving verteidigt­e. Moussavi befürchtet, dass die deutsche Justiz sich zur Erfüllungs­gehilfin des Regimes in Teheran macht und dazu beiträgt, eine wichtige opposition­elle Stimme im Exil mundtot zu machen.

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Screenshot: nd/youtube Kazem Moussavi

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