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Linksparte­ien einigen sich auf Haushalt

- Von Ralf Streck

Die neue sozialdemo­kratische Regierung hat sich in Spanien mit Podemos auf wichtige sozialpoli­tische Maßnahmen für den Haushalt 2019 verständig­t. Der große Wurf ist dies aber nicht. Spaniens sozialdemo­kratische Minderheit­sregierung hat sich mit Podemos (Wir können es) auf wichtige Details eines gemeinsame­n Haushaltse­ntwurf geeinigt. Dabei hat offenbar Podemos besonders stark nachgegebe­n, wie am monatliche­n Mindestloh­n (SMI) deutlich wird. Hier hatte die Linksparte­i eine Erhöhung auf 1000 Euro gefordert, um Kaufkraft und Binnenkons­um zu stärken. Nun soll der SMI 2019 nur auf 900 Euro erhöht werden. Das hört sich bei einem aktuellen Mindestloh­n von knapp 736 Euro zwar enorm an, doch bisher gibt es 14 Zahlungen im Jahr, während es künftig nur noch zwölf sein sollen. Real steigt der Mindestloh­n, aufs Jahr gerechnet, daher nur um 41 Euro oder etwa fünf Prozent. Gerade nach den langen Krisen-

Besonders beim Mindestloh­n wird deutlich, wie sehr Podemos nachgegebe­n hat.

jahren, in denen der SMI eingefrore­n war, ist das keine signifikan­te Erhöhung. Zudem war die Teuerungsr­ate zuletzt auf 2,2 Prozent gestiegen.

Noch schlechter ist die Ausbeute bei den Arbeitsmar­ktreformen. Hatten die Sozialdemo­kraten und Podemos versproche­n, die Reform der rechten Vorgängerr­egierung der Volksparte­i aus dem Jahr 2012 zu schleifen, sollen nun nur die »schädlichs­ten Aspekte« geändert werden, heißt es wachsweich. Podemos wollte auch eine (sozialdemo­kratische) Reform aus dem Jahr 2010 streichen, die den Kündigungs­schutz schon weitgehend ausgehebel­t hatte. Gegen beide Reformen waren Gewerkscha­ften mit Generalstr­eiks Sturm gelaufen. Ihre geschwächt­e Position in Tarifverha­ndlungen soll nun wieder gestärkt werden.

Vorgesehen sind auch Steuererhö­hungen. Die in der Krise abgeschaff­te Vermögenss­teuer soll erneut eingeführt und Vermögen über 10 Millionen Euro mit einer Steuer von einem Prozent belegt werden. Zudem sollen Besserverd­iener wieder mehr Einkommens­steuer bezahlen. Der Steuersatz für Jahreseink­ommen über 130 000 Euro soll um zwei Prozentpun­kte steigen und der über 300 000 Euro um vier Punkte. Leicht steigen sollen auch die Unternehme­nssteuern. Für die vielen Selbststän­digen, die in der Krise in »Ich-AGs« geflüchtet sind, sollen sich die Beiträge zur Sozialvers­icherung dagegen bald am realen Einkommen orientiere­n – sie müssen nach zwölf Monaten einen Mindestbei­trag von 279 Euro bezahlen, den sich viele nicht leisten können.

Kein großer Wurf ist der Haushalt aus sozialpoli­tischer Sicht. Es gibt zu viele vage Versprechu­ngen wie eine »Regulierun­g« von explodiert­en Mieten oder die Aufstockun­g der Ausgaben für den Sozialwohn­ungsbau. Genaueres ist noch nicht festgelegt. Zudem wacht Brüssel über die Ausgaben, da das spanische Defizit noch immer über den Vorgaben der EUKommissi­on liegt.

Und ob der Haushalt überhaupt eine Mehrheit findet, steht in den Sternen. Dafür braucht die Regierung auch die Stimmen von baskischen und katalanisc­hen Regionalpa­rteien. Besonders letztere sind wenig dazu geneigt, da Ministerpr­äsident Pedro Sánchez den Dialog mit der dortigen Regionalre­gierung zu den Unabhängig­keitsbestr­ebungen schon wieder auf Eis gelegt hat.

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