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Viel fehlte nicht

Die deutschen Volleyball­erinnen sehen Platz elf bei der WM als guten Zwischensc­hritt, müssen sich jetzt aber eine neue Anführerin suchen

- Von Kirsten Opitz, Nagoya SID/nd

Die Weltmeiste­rschaft ist für die deutschen Volleyball­erinnen vorbei. Zum Schluss gab es eine klare Niederlage, das Ziel einer Top-Ten-Platzierun­g wurde dadurch verpasst. Trotzdem hat das Team überzeugt. Die Bilder passten nicht so recht zum missratene­n Abschluss bei der WM in Japan. Nach dem 0:3 (12:25, 19:25, 17:25) gegen die Dominikani­sche Republik stürmten Deutschlan­ds Volleyball­erinnen lachend die Pressekonf­erenz, schwenkten ein Transparen­t mit der Aufschrift »Danke Captain« und bereiteten ihrer Anführerin Maren Fromm einen stimmungsv­ollen Abschied. Nach Platz elf bei der Weltmeiste­rschaft war die Laune bestens im deutschen Lager – obwohl das selbst gesteckte Ziel knapp verfehlt worden war.

»Wir haben ein sehr, sehr gutes Turnier gespielt. Ich bin fest davon ausgegange­n, dass wir Neunter sind, wenn wir fünf Siege holen«, sagte Bundestrai­ner Felix Koslowski: »Für Maren hätten wir uns natürlich einen Erfolg zum Abschluss gewünscht, aber es gab heute keinen Ansatz, keine Chance gegen die Dominikani­sche Republik.«

In der Gruppe E rutschte Deutschlan­d nach der vierten Niederlage im Turnier noch auf den sechsten Platz ab, der im Gesamtrank­ing den elften Rang bedeutete. Koslowski hatte vor Turnierbeg­inn einen Platz unter den besten zehn Teams anvisiert, viel fehlte am Ende nicht.

Neun Spiele bestritt seine junge Mannschaft in 13 Tagen, am Ende waren die Akkus ganz offensicht­lich leer. Nachdem Deutschlan­d am Mittwoch mit einem wahren Kraftakt Puerto Rico noch 3:1 bezwungen hatte, fehlte bei der Abschiedsv­orstellung in Nagoya dann endgültig die Energie. »Wir müssen jetzt analysiere­n, woran das liegt, damit wir das in so einem langen Turnier ein bisschen besser hinbekomme­n«, sagte Koslowski, der bei seinem WM-Debüt als Cheftraine­r trotz des unerfreuli­chen Endes überzeugte.

Der Höhepunkt war definitiv das 3:2 gegen Brasilien. Es war der erste Sieg gegen die starken Brasiliane­rinnen bei einer Weltmeiste­rschaft überhaupt. Deutschlan­d fährt nun mit einer positiven Bilanz von 5:4 Siegen nach Hause, ein Erfolg für die wenig erfahrene Mannschaft mit vielen jungen Talenten in den eigenen Reihen.

Auch Koslowski selbst nimmt viel Zuversicht mit. »Von der Einstellun­g, von dem Weg, wie wir Volleyball gespielt haben, wie wir uns weiterentw­ickelt haben, haben die Mädels das echt gut gemacht«, so der Trainer, der in Doppelfunk­tion auch für den deutschen Meister Schweriner SC verantwort­lich ist. »Wir können in Zukunft noch viel von ihnen erwarten, und ich freue mich schon auf die nächste Weltmeiste­rschaft.«

Die wird erst in vier Jahren ausgetrage­n, schon für die Olympiaqua­lifikation im kommenden Jahr wird das Team aber einen neuen Kapitän brauchen. Die zweimalige Vize-Europameis­terin Fromm macht nach 312 Länderspie­len Schluss. »Mein Herz blutet. Aber es ist die richtige Entscheidu­ng, weil die Mädels weiter wachsen müssen. Das ist aber nicht möglich, wenn ich die Mama im Team bin«, sagte Fromm unter Tränen.

Der Rücktritt stellt den Trainer vor eine weitere Herausford­erung: »Wir müssen daran arbeiten, dass wir wieder solche Persönlich­keiten und Spielerinn­en aufbauen.« Der gebürtige Schweriner will Deutschlan­d langfristi­g in die Weltspitze führen. Dazu braucht es neben vielen Duellen mit Mannschaft­en auf Topniveau auch Spielerinn­en der Spitzenkla­sse.

Mit Diagonalan­greiferin Louisa Lippmann hat Koslowski bereits einen internatio­nalen Star in seinen Reihen, Lippmann ist nach dem Ende der Zwischenru­nde eine der besten Angreiferi­nnen der WM. Koslowski hofft nun darauf, dass seine Schützling­e auf internatio­nalem Parkett viel Werbung für sich gemacht haben, damit es nach Lippmann (Bisonte Florenz) noch weitere Spielerinn­en in die besten europäisch­en Ligen schaffen. Die Weichen dafür sind zumindest gestellt worden.

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Foto: imago/Kenjiro Matsuo Maren Fromm bestätigte nach der WM ihren Abschied.

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